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Montag, 25. Juli 2016

Leidet Deutschland an dem Helfersyndrom?

Der Begriff Helfersyndrom wurde 1977 von dem Psychoanalytiker Wolfgang Schmidbauer geprägt und wird auch in anderen Sprachen so als deutsches Lehnwort übernommen. Wichtig ist bei Syndromen meist die Diagnose und Ursachenforschung. Der Duden definiert das Syndrom ''seine Unfähigkeit Bedürfnisse zu äußern, beruhende Störung, die sich einem übertriebenen Bedürfnis zu helfen zeigt''. Schmidbauer sah damals besonders Berufe wie Lehrer, Pfarrer und Sozialarbeiter betroffen. Manche sehen da auch Pfarrerfrauen, die Personen in ihrem Umfeld helfen wollen, ''die selbst gar nicht wissen, dass sie ein Problem haben''. Aber in Deutschland gibt es noch einen anderen, älteren Ausspruch am Deutschen Wesen mag (meist zugespitzt durch 'soll' ersetzt) die Welt genesen, aus Emmanuel Geibel's Gedicht Deutschlands Beruf aus dem Jahre 1861. Dabei kommt dieser Handlungsdrang zu helfen als nationale Aufgabe zum Vorschein. Theodor Heuss erteilte der zugespritzten Version, gerade nach zwei Weltkriegen, eine Absage. Auch wenn Hilfsbereitschaft etwas menschliches, meist als christlich gesehen wird und im Prinzip wünschenswert ist, muss man als Helfer auch seine Grenzen erkennen. Eigentlich sollte eine Bedürfnisanalyse vor jeder Handlung stehen. Denn wenn die Gefahr besteht, dass man ausgenutzt wird und/oder seine eigen Kräfte überschätzt und/oder Gefahren nicht erkannt werden, droht ein Burn-out, Kollaps oder sogar die eigene Vernichtung. Dass erbrachte Hilfe auch Gefahren birgt und missbraucht wird, liest man täglich in den Medien. Wichtig erscheint nun, dass rechtzeitig mit der Therapie begonnen wird und Korrekturen eingeleitet werden.

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