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Samstag, 16. März 2013

Einbruchszahlen im ländlichen Raum

Seit einiger Zeit sollen die Einbruchszahlen in Ostwestfalen, aber auch andernorts extrem angestiegen sein (Neue Westfälische, Feb. 2013). So ein Anstieg steht meist in Verbindung mit gesellschaftlichen oder politischen Veränderungen. In der Menschheitsgeschichte gab es schon immer Einbrüche, seitdem Behausungen existieren. Man begann auch schon früh Serien von Einbrüchen zu analysieren. So wurde neben anderen Delikten am 23. April 1806 von einem Einbruch in das Pfarrhaus in Welda berichtet ( Quelle: Aktenmässige Nachrichten von dem Gauner- und Vagabunden-Gesindel sowie von ...K. P. T. Schwencken, 1822, welche in der Liste der Verbrechen der Bande des Liborius Pollmann und Cons., gewöhnlich Niederhessische, auch Diemel - Bande genannt, eingeordnet wurden; ebd.,S.25 ). Um 1806 hat die politische Administration mehrmals gewechselt, d.h. vom Hochstift Paderborn zur preußischen Administration und danach zum französisch geprägten Königreich Westfalen. Ein Grund für die aktuelle Einbruchsreihe soll an der Reisefreiheit von Einbrecherbanden aus osteuropäischen Staaten sowie an dem Wohlstandsgefälle zwischen Deutschland und Herkunftsland einiger Täter liegen. Die Globalisierung bzw. die letzte EU - Erweiterung macht sich hier bemerkbar. Die hiesige Bevölkerung ist durch die Einbrüche verunsichert und sie weiß, dass die Polizeibehörden in der Regel über wenig Personal verfügen. Gerade im ländlichen Raum ist die nächste Polizeistation weiter entfernt. Polizisten gibt es in den meisten Ortschaften nicht mehr. Dies ist auch eine politische Entscheidung. Vor 8-15 Jahren gab es aber schon eine ähnliche Reihe von Einbrüchen. Damals wurden ganze ländliche Gegenden systematisch abgegrast und nachts ausgewählte Gebäudeobjekte ausgeraubt. Die Polizei bot den Bewohnern Veranstaltungen zur Einbruchsprävention an und es wurde eine deutsch-niederländische Sonderkommission gebildet. Diese stellte letztendlich die Täter aus Osteuropa, der Hauptverantwortliche steuerte die Bande von Polen aus. Die Aufklärungsquote bei Einbruchsdelikten liegt meist zwischen 6,4 und 8,3%. Nordrhein-Westfalen liegt in der Einbruchsstatistik der Großstädte (7 von 10 Großstädte liegen in NRW) ganz oben, wie eine Sonderauswertung des Statistischen Bundesamts berichtet, mit Recklinghausen an der Spitze mit 591 Einbrüchen pro 100.000 Einwohnern im Jahre 2011.

Dennoch hinterlässt die aktuelle Berichterstattung in den Medien in Ostwestfalen (OWL) viele Fragen. Wenn auf der einen Seite die Einbruchszahlen extrem angestiegen sind, wie berichtet, dann wird auf der anderen Seite allerdings geschrieben, dass im Kreis Höxter die Zahl der Einbruchsdelikte fast konstant geblieben sei und dass es im Kreis Lippe im Vergleich zu allen Landkreisen im restlichen Bundesland relativ wenig Einbrüche geben soll. Woher kommen dann die Einbrüche, welche Gegenden, Ortschaften und Objekte sind insbesondere betroffen? Dazu gibt es keine Antwort. Die Wahrnehmung in der Bevölkerung bzgl. dieser Delikte ist aber eine andere als die Statistiken verraten. Dies führte sogar so weit, dass sich in Blomberg (Kreis Lippe) eine http://www.nw-news.de/owl/6590025_Internet-Buergerwehr_will_sicheres_Blomberg.html gebildet hatte, mit einer Facebook-Seite. Gut, Selbstjustiz sollte es nicht geben, dafür gibt es die Polizei, sofern sie Kapazitäten frei hat. Zudem wird so eine Initiative in der Öffentlichkeit heute gleich in der rechten Szene verortet, was wahrscheinlich zu ihrer Auflösung beigetragen hat. Eine Alternative wären private Wach- und Schließgesellschaften, die allerdings ihren Preis haben. Jetzt haben die Polizeibehörden in OWL einen gemeinsamen Aktionstag gegen Wohnungseinbruchskriminalität durchgeführt. Es geht darum, Einbrecherbanden durch Fahrtenkontrollen zu schnappen und zu verunsichern. Eine Station befand sich an der Autobahnabfahrt Warburg/Welda. Erfolgsmeldungen wurden bei dieser Aktion nicht berichtet. Diese Aktion diente wahrscheinlich mehr der Beruhigung der Bewohner. Natürlich werden die Bewohner gleichzeitig dazu aufgerufen, wachsam zu sein. Aber was ist das Ergebnis der Untersuchungen und der Aktion? Wie kann man Einbrüchen vorbeugen? Der Bürger wird wieder im Ungewissen gelassen und dadurch nimmt die Verunsicherung kein Ende.

In dieser Woche, KW 11 2013, gab es zwei Fahndungserfolge: einmal in Steinheim (Kreis Höxter) bzw. in Schieder (Kreis Lippe) und in Paderborn. Im ersten Fall sind drei südeuropäische Täter und im zweiten ein Deutsch-Kasache ergriffen worden. Sie sollen jeweils für mindestens vier bzw. sogar für zehn Delikte verantwortlich sein.