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Samstag, 28. Juli 2012

Diskriminierung des ländlichen Raums

,,Kaff, Kuhdorf, der Zug hält an jeder Milchkanne, Provinz, Bauerntrottel'' usw.

Für keine andere Siedlungsstruktur gibt in der Deutschen Sprache soviel abfällige und diskriminierende Wörter, wie für kleine Ortschaften und deren Bewohner im ländlichen Raum. Was ist der Grund für die Diskriminierung? Was und wer steckt dahinter?
Sind es enttäuschte Dorfbewohner oder Leute, die ihren Ursprung auf dem Land haben oder sind es Städter oder steckt dahinter eine Kampagne die Landflucht zu beschleunigen? Ohne die landwirtschaftlichen Erzeugnisse müssten die Bewohner in den Städten verhungern, ohne die Abwanderung der Bewohner, wären Großstädte wie Düsseldorf nicht mal eine Einwohnerzahl einer Kreisstadt. Wenn der ländliche Raum nicht einen höhere Geburtenzahlen gehabt hätte, würde in Wirtschaft, Kultur, Wissenschaft und Administration an Personal fehlen. Heute versucht man die fehlenden Mitarbeiter aus dem Ausland zu holen, da sich die Geburtenraten auf dem Land, denen der Stadt annähern.

Bei manchen Personen weckt der Begriff Dorf eine Nostalgie, eine heile Welt, Landleben in schönster Form, Bauernhof mit Hühnern, Schweinen und Kühen. Die kleinen Ortschaften haben im Vergleich zur Stadt vielleicht saubere Luft, teilweise sauberes Wasser, meist weniger Lärmbelästigung und vielleicht noch unverseuchte Böden. Dies Nostalgie führt dazu, dass Zeitschriften über das Landleben heute hohe Auflagen erleben, aber die Realität auf dem Land ist meist eine andere. Die Agrarindustrie dominiert den ländlichen Raum und insbesondere die Neubauten im Dorf. Es gibt zudem kaum noch Bauernhöfe, die die klassische Tierhaltung d.g. Kühe, Schweine, Ziegen und Hühner usw. besitzen, sondern meist sind die Höfe auf eine Tiergattung spezialisiert, aber dafür im großen industriellen Stil. Zudem macht der demographische Wandel den kleinen Orten auf dem Land zu schaffen.

In der Zeit von Hungernöten oder Kriegen hat der ländliche Raum teilweise eine Wertschätzung erfahren, dann nämlich wenn Städte auf dem Land evakuiert wurden und/oder die ländliche Bevölkerung landwirtschaftliche Bevölkerung mit Lebensmittel versorgt hat. Welda hat beispielsweise im ersten Weltkrieg eine Obstsammlung für Bottrop und andere Städte in Ballungsräumen durchgeführt. In Zeiten des weltweiten Handels, ist die Herkunft der Waren wieder interessant geworden, insbesondere bei der biologisch angebauten Produkten.

Die Wertschätzung der Dörfer und des ländlichen Raums ändert sich je nach Lage und Zeitgeist. Die abfälligen Bemerkungen sind eher Ausdruck von Überheblichkeit und falsch verstandener Fortschrittsgläubigkeit, die man in Deutschland speziell häufiger als in anderen Ländern antrifft.