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Freitag, 12. Oktober 2012

Welche Folgen hat der Bau von Umgehungsstraßen für kleine Ortschaften?

Seit den 1960ziger Jahren werden in Deutschland und anderswo in der Welt um die geschlossenen Ortschaften vorbeiführende Umgehungsstraßen herumgebaut. Das Ziel dieser Bauprojekte ist es den seit der Nachkriegszeit zunehmenden Durchgangsverkehr an den Ortschaften vorbeizulagern. Diese Änderung wurde verursacht durch den stark wachsendem Individualverkehr. Mit der Baumaßnahme hat man den Verkehr in den Ortschaften und die Zahl der Verkehrsunfälle reduziert. Den Fahrzeuglenkern wird mit durchgängigen und größeren Verkehrsstraßen die mühsame Durchfahrt durch Ortschaften erspart. Dies könnte man als eine Lösung bezeichnen, aus der die Ortsbewohner und die Durchreisenden Vorteile ziehen. Aber es gibt auch einige Nachteile. Hier sind u.a. zu nennen die Landnahme von grünen Flächen durch den zusätzlichen Straßenbau und die gleichzeitige Benachteiligung des öffentlichen Verkehrs. Aber mit den fehlenden Durchreisenden verlieren die Geschäfte auch (Lauf-)Kundschaft und die betroffenen Ortschaften sind gefährdet, weil sie einen ,Lebenspuls' zu verlieren.
In den USA hat ein Geschäftsinhaber aus dem Ort Seligman seit dem Bau der Umgehungsstraße mit einigem Erfolg dafür gekämpft, dass sein Wohn- und Arbeitsort nicht zu stark unter der Umgehungsstraße leiden muss. Der Interstate-Highway machte die bekannte Route 66, welche die West mit der Ostküste verbindet und die viele Ortschaften durchquert obsolet. Es sind keine Studien bekannt, die alle Auswirkungen von Umgehungsstraßen belegen und aufzeigen. Es wäre ein Vergleich wert die Lage von Ortschaften mit und ohne Umgehungsstraße miteinander bzgl. Zahl der Geschäfte und der Lebendigkeit anzustellen. Wahrscheinlich wird man feststellen, dass in Ortschaften ohne Umgehungsstraßen noch mehr Geschäfte als in denen mit Umgehungsstraße existieren. Diese vermutliche Schlussfolgerung soll nicht als ein Plädoyer gegen Umgehungsstraßen missverstanden werden sondern die Frage nach Lösungsansätzen aufwerfen. Denn viele kleine Ortschaften leiden unter dem Rückgang von Geschäften und Leben. Wenn man sich das US-amerikanische Beispiel anschaut zeigt es, dass Privatinitiativen Erfolg haben können. Sie konnte nicht immer auf die Unterstützung der öffentlichen Institutionen und Politik zählen. Mit dem Herausstellen von historischen Alleinstellungsmerkmalen der Ortschaft konnte die Attraktivität eines Besuchs des Ortes Seligman für die Touristen deutlich erhöht werden. D.h. wenn man das Problem richtig erkannt hat und die Lösungsansätze auch richtig umsetzt, dann kann man im Kampf gegen die zunehmende Bedeutungslosigkeit von kleinen Ortschaften erfolgreich sein.