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Dienstag, 23. September 2014

Der Riesenrummel um Paderborn und die Provinz

Wer hätte dies gedacht? Kaum ist der Fußball-Bundesliga-Aufsteiger SC Paderborn auf dem ersten Platz der Bundesliga-Tabelle, da fragen sich die Medien, was die Erfolgsfaktoren der ländlichen Region, manchmal auch verächtlich als Provinz bezeichnet sind. Dazu werden Journalisten selbst und junge Mütter befragt, um die Unterschiede zwischen Stadt und Land zu benennen und zu verstehen. Auch wenn der SC Paderborn es wahrscheinlich schwierig haben wird, den ersten Tabellenplatz zu verteidigen, so bleibt die Hoffnung, dass das Thema kein Hype ist und noch etwas nachwirkt, im positiven Sinne. Denn die ländliche Region hat eine aufrichtige Aufmerksamkeit und Diskussion schon lange verdient, weil sie unterbewertet, ja oft abwertend behandelt, wird und sie vor Kraft strotzt und Wachstumspotential besitzt. Eine wichtige Persönlichkeit, ein Unternehmer aus der Region, der den Verein entwickelt und aufgebaut hat, wird hier porträtiert. Die Medien im Ausland beschäftigen sich auch schon mit dem Phänomen, so wurde ein Artikel Dorf-Kulturen benannt oder ein Provinzclub stellt deutsche Liga auf den Kopf. Das Bemerkenswerte an dem Aufstieg und dem ersten Tabellenplatz ist, dass einer Region, der nie etwas zugetraut wurde, auf die immer heruntergeschaut wurde, soweit nach oben gekommen ist. Dabei muss man berücksichtigen, dass Paderborn Stadt und Land in den letzten Jahrzehnten in vielen Bereichen durch harte und eigene Anstrengungen aufgeholt haben. In Deutschland ist Paderborn eine der wenigen Städte, die in Bezug auf die Einwohnerzahlen und Wirtschaft noch wachsen. Paderborn hat diese Entwicklung wirklich verdient.

Montag, 22. September 2014

Mit dem Paderborner Pragmatismus nach ganz oben!

Viele Leute reiben sich beim Blick auf die gegenwärtige Bundesliga-Tabelle die Augen. Der Aufsteiger SC Paderborn steht auf dem ersten und Hoffenheim auf dem dritten Platz. Zwei Vereine aus der Provinz stehen ganz weit oben in der Tabelle. Einverstanden, dies muss nicht immer so bleiben. Die Paderborner haben aber den kleinsten Etat unter den Bundesliga -Vereinen. Was ist das Geheimnis? Ein Reporter, der aus der Region stammt, gibt dazu eine Erklärung. Er sah die Provinz nie als Makel, sondern die Vorteile: Familie, Freunde, Aufrichtigkeit und Verlässlichkeit gegenüber Anonymität und Großspurigkeit der Metropole. Tradition statt Trend. Gemütlichkeit und zu seinem Wort stehen, Leuten zuhören und ausreden lassen, nicht von oben herab. Dinge zu Ende bringen anstatt immer neue Sachen anfangen. Dies ist eben der Paderborner Pragmatismus, der auch zum Erfolg führen kann. Hier noch ein Interview mit einem treuen Fan.

Sonntag, 21. September 2014

Warum regionale Kulturarbeit wichtig ist?

Erstaunlich ist, dass wieviele junge Leute im Westen sich den Salafisten anschliessen und sogar in die Kriegsgebiete reisen. Irgendwie muss bei dieser Gruppe der Eindruck entstanden sein, dass der Islam und seine extremen Ableger interessanter und wichtiger sind als die einheimische Kultur und Religion. Wieso nur? Es gibt sogar von der islamischen Seite der Vorwurf, dass der Westen sich für seine eigene Tradition und Religion nicht interessiert. Dies stimmt zum Teil. Es gibt Europäer, die sich für die eigene Religion interessieren, aber die Religionsvertreter machen es ihnen nicht leicht. Nicht wenige Vertreter der kirchlichen Institutionen testen ständig, wie weit sie mit ihrem Handeln gehen können. Darunter leidet die Glaubwürdigkeit der Kirchen und der Religion. Es gibt Leute, die sich für die einheimische und regionale Kultur interessieren, aber sie wird nicht ausreichend gefördert. Wenn man sich die westliche Kulturphilosophie anschaut, versteht man auch warum. Jede Kultur wird als gleichwertig angesehen und aber andere Kulturen werden eher gefördert als die eigene. Da muss sich notgedrungen der Eindruck der jungen Leute verfestigen, dass die eigene Kultur weniger wert ist. Der Verzicht auf eine Leitkultur, ein Begriff, der von Bassam Tibi stammen soll, tut sein übriges. Wer in Deutschland etwas im kulturellen Bereich auf die Beine stellen möchte, dem wird meist gesagt, dass die Arbeit sehr wichtig ist, aber, dass man kein Geld hat, um diese Arbeit zu unterstützen. Bei Kulturausgaben wird am ehesten gespart. Damit schafft man Frustration und Enttäuschungen sowie schadet der Kulturpflege. Für Kulturprojeke rund um nichteuropäische Kulturen ist es meist leichter finanzielle Unterstützungen zu bekommen. Denn dies soll dann der Integration und Völkerverständigung dienen. Die Frage lautet aber Integration wohinein und Austausch womit? Nebenbei bemerkt, für verschuldete EU-Länder sind immer Gelder vorhanden. Diese Beispiele zeigen, dass der Verweis auf knappe Haushaltsmittel nicht glaubwürdig ist. Vielleicht erkennen die Verantwortlichen nun, warum es wichtig ist die einheimische Kultur zu fördern. Je schneller sie es erkennen, desto besser, in der Hoffnung, dass weniger junge Leute in die Kriegsgebiete abwandern und anstatt dessen die europäische Kultur hochhalten. Man vergleiche mal diese Entwicklungen mit Staaten, in denen die eigene Kultur und Religion hochgehalten werden.

Die Hessen sind weise

Die Hessen kokettieren gerne mit ihrem schlechten Bildungssystem. Dies ist recht weise. Denn ein wichtiger Aspekt der Bildung ist, dass sie nicht zur Einbildung führt. Nur wenn man seine Schwächen gut kennt und daran arbeitet, wird man erfolgreich. Außerhalb des Schulunterrichts kann man Privatstudien betreiben und/oder Privatunterricht nehmen. Viele bekannte Leute wurden früher zuhause von einem Hauslehrer unterrichtet. Immanuel Kant und Friedrich Hölderlin waren beispielsweise Hauslehrer. Hausunterricht wurde 1938 durch das Reichsschulgesetz verboten. Bei Halbtagsschulen ist Privatunterricht, heute Nachhilfeunterricht genannt, noch möglich, quasi als Ergänzung und Ausgleich für den Schulunterricht. Durch die Ganztagsschule wird dieser Ergänzungsunterricht fast unmöglich. Zurück nach Hessen: Drei Physik-Nobelpreisträger wie Gerd Binnig, Horst Strömer und Peter Grünberg aus neuerer Zeit, zeigen, dass einige Hessen, statistisch gesehen als Bewohner besser anderer Bundesländer, es schaffen auch trotz des hessischen Bildungssystems erfolgreich zu sein. Vielleicht sollte man den Sinnspruch, der Sokrates zugeschrieben wird 'Ich weiß, dass ich nichts weiß'' wieder mehr beherzigen?

Donnerstag, 18. September 2014

Inwieweit hilft die föderale Struktur dem ländlichen Raum?

Heute findet in Schottland, dass Referendum über die Unabhängigkeit von Großbritannien statt. In deutschen Medien tendieren viele Redakteure eher zu einem Nein, beispielsweise hier. Aber in den Leserkommentaren findet man eher Argumente für ein Ja. Dort werden die Gegenargumente aufgeführt, die in den Medienartikeln fehlen. Offensichtlich wollen sich die Schotten von dem Finanz- und Politikzentrum London lösen, welches ihrer Meinung nach nur zentralistisch regiert. Die Interessen der Schotten werden dort wohl nicht richtig berücksichtigt. Die Interessen bzgl. regionaler Entwicklung und Europa könnten zwischen Schottland und London nicht unterschiedlicher sein. Gleichzeitig wird in der Diskussion der Vorteil der föderalen Struktur Deutschlands hervorgehoben. Aber funktioniert diese Struktur in Deutschland wirklich so gut? Gerade die Kommunen leiden unter den Lasten und zunehmenden Aufgaben ohne ausreichenden Finanzausgleich, die ihnen vom Staat und Bundesland aufgebürdet werden. Die Interessen des Staates und der Gemeinden in Deutschland in Bezug auf den ländlichen Raum und Belastungen der Gemeinden sind auch sehr verschieden. Gewiss gibt es auch Abgeordnete in den Landtagen und im Bundestag aus dem ländlichen Raum sowie staatliche Initiativen und Absichtsbekundungen, aber offenbar helfen sie nicht die entstandenen Probleme zu lösen oder werden nicht berücksichtigt. Aber warum werden diese Probleme nicht wahrgenommen? Solange bei den Verantwortlichen die Einstellung vorherrscht, die in der Diskussion beim Gebrauch der abwertenden Wörter wie 'Kleinstaaterei' (ein Wort des Großmachtdenkens) und wie 'Provinz' (als Zeichen der kulturellen Überlegenheit der Metropole über das Land) zum Ausdruck kommt, können sie (die Verantwortlichen) selbst nicht die Gedankenfalle wahrnehmen in der sie sich bewegen. Da das Denken das Handeln beeinflusst, muss den Verantwortlichen zunächst der eigene Irrglaube und die falsche Ideologie und die daraus folgenden Konsequenzen möglichst schnell aufgezeigt werden. Die Entscheidung in Schottland könnte ein Umdenken bewirken.

Montag, 15. September 2014

Un Horizon d´Espoir --- ein Hoffnungsschimmer

Manchmal sollte man nicht nur über den Tellerrand sondern auch über die Grenzen schauen. In Frankreich hat ein junger Mann, der in der Pharmazeutischen Industrie arbeitet und über Erfahrung in der Kommunalpolitik verfügt ein Büchlein über die Entwicklung des ländlichen Raums geschrieben. Das Buch mit über 70 Seiten ist aber bislang nur in Französischer Sprache erhältlich und trägt den Titel: UnHorizon d´espoir, (zu deutsch in etwa ein Horizont von Hoffnung oder Hoffnungsschimmer). Interessant sind einige Gedanken in dem Buch. Frankreich hat 13,000 ländliche Gemeinden auf 227,000 km2 Fläche, der ländliche Raum ist dort noch stärker ausgeprägt als in Deutschland. Der Autor mit dem Namen Jonathan Haselvander behandelt in seinem Werk verschiedene Themen wie Landwirtschaft, Politik des ländlichen Raums (Infrastruktur, neue Technologien, Wirtschaft, Transport), Ansehen des ländlichen Raums, Vermarktung, Arbeitsplatzbeschaffung, Bebauung sowie Tourismus. Die Aussagen des Buchs werden in der französischsprachigen Öffentlichkeit bspw. im Journal de Haute Marne diskutiert. Danke an den Hinweisgeber.

Sonntag, 14. September 2014

Das Kreuz der Gläubigen mit der Religion des Kreuzes

Diese Tage fragte ein Nichtdeutscher, wie es denn möglich sei, dass die Kirchen über soviel Güter verfüge, obwohl deren Besitz erst vor etwa 200 Jahren säkularisiert wurde. Die Beantwortung dieser Frage ist gar nicht so einfach. Der Hintergrund der Frage war wohl eine Fernsehdokumentation Anfang September d.J.. Darüber kann man sich hier informieren. Das Begriffspaar Kirche und Wohlstand sind meist schon so vertraut, dass man sie fast schon als Synonyme verwenden kann. Aber entspricht dieser kirchliche Wohlstand der christlichen Botschaft? Die Kirchen und die kirchlichen Einrichtungen profitieren von einem Ansehen unter den Gläubigen, welches erstere nicht immer verdienen. Die Zahl der schwarzen Schafe in den eigenen Reihen wurde nie gezählt und meist werden sie auch nicht zur Rechenschaft gezogen. Aber so wie es ausschaut, sind die Kirchen Organisationen mit Banken und Vermögens- und Immobiliengesellschaften, die von den erworbenen materiellen Gütern allein gut leben könnten. Kein Wunder, dass die Kirchensteuer in Frage gestellt wird. Wenn man überlegt, dass so manche Gläubige Phasen mit finanziellen Durststrecken durchlaufen und Angst vor Arbeitslosigkeit und Armut haben, und die Kirchen ihnen nicht helfen, dann versteht man warum es in diesen Breitengraden das Christentum unbedeutender wird und es immer weniger Nachwuchs gibt. Um auf die eingangs gestellte Frage zurückzukommen. Die Kirchen und kirchlichen Einrichtungen haben den Besitz von Gläubigen geerbt, weil diese mit dem Erbe den christlichen Glauben stärken wollten. Aber der Reichtum hat die Kirchenvertreter satt und müde gemacht. Sie haben sich als 'unwürdige Verwalter im Weinberg des Herrn' erwiesen. Vielleicht sollten die Kirchen den Gläubigen, die sich in der Not befinden nicht nur begleiten sondern mehr materiell helfen? Wenn dies nicht erfolgt, sollte man darüber nachdenken ihren Besitz zu begrenzen. Eine christliche Institution darf nicht Armut produzieren oder verwalten sondern dazu beitragen die Armut abzubauen.

Samstag, 13. September 2014

Öffentlicher Personennahverkehr im ländlichen Raum

Das Thema Nahverkehr im ländlichen Raum ist sehr schwierig. Einerseits muss der öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) in dünn besiedelten Gebieten aufrecht erhalten werden, quasi eine Daseinsvorsorge erfüllen, andererseits ist durch den Individualverkehr (Autos, Motorrad usw.) ein Teil der Bewohner als Kunden von diesem Angebot unabhängig. Nur durch den Schülertransport in meist größere Orte lässt sich der Verkehrsbetrieb mit einer gewissen Frequenz aufrecht erhalten. Meist wird der Nahverkehr noch durch kommunale Unternehmen, beispielsweise durch die Stadtwerke bzw. durch die Energieversorgung quer finanziert. Bei rückläufigen Schülerzahlen und höheren Energiepreisen ist der Betrieb schwer aufrecht zu erhalten. Man braucht für die Attraktivität und im Wettbewerb mit dem Individualverkehr aber bezahlbare Tarife und ein einfaches Tarifsystem. Es werden jetzt schon flexible Systeme und Ersatzverkehr (bspw. Bürgerbusse) ausprobiert. Taxibusse sind aber kein Ersatz für den Taktverkehr. Gfls. schaffen neue Kommunikationssysteme, wie mobile Computertelefone, die aber ein entsprechende Infrastruktur voraussetzen sowie ein kombinierter Verkehr (Fahrrad, Auto-, Schienenverkehr und Busverkehr) einen besseren Abgleich von Bedarf und Angebot. Die Bedürfnisse der Kunden und das Nutzungsverhalten müssen regional sehr gut erfasst und verstanden werden, um einen erfolgreichen öffentlichen Transport zu organisieren. Nachdem nun einige wichtige Urteil gegen die Online-Mitfahrplattform Uber in Deutschland gesprochen worden, scheint dieser Lösungsansatz zunächst wegzufallen. Mitfahrgelegenheiten bestechen durch ihren niedrigen Kosten, Busse und Taxis sind immer zusätzlich mit Personalkosten verbunden. Für ältere Personen, die nicht mehr selbst fahren können und keine neuen Medientechnologien verwenden, ist noch keine Lösung gefunden worden. Sie sind auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen, um Besorgungen wie Einkäufe, Behördengänge und medizinische Behandlungen zu erledigen. Der Besuch von Freunden und Bekannten sowie Kulturveranstaltungen in Nachbarortschaften mithilfe von ÖPNV ist fast gar nicht zu denken, damit sind meist ältere Menschen von Begegnungen und Kulturaustausch ausgeschlossen.

Mittwoch, 3. September 2014

Wachstum im ländlichen Raum: Noch in Europa möglich?

Frankreich soll nach Angaben einer TV-Redaktion von France 5 das einzige Land in Europa sein, in dem es noch ein Wachstum der ländlichen Bevölkerung gibt. Diese ländlichen Ortschaften verzeichnen ein wirtschaftliches Wachstum und eine niedrige Arbeitslosenrate. Eine Dokumentation (in Französischer Sprache) beleuchtet drei Ortschaften, darunter Maulévrier, mit vier Gewerbegebieten, welche die Arbeitslage in der Region verbessert. Es ist der Geburtsort des vormaligen Premierministers Jean-Marc Ayrault. In dem verlinkten Artikel findet man auch die Bevölkerungsentwicklung. Hier die Verweise: Emission TV sur Maulévrier - 2 septembre 2014 à 20h40 sur France 5 und für frankophone Leser der Originaltext:
La commune française de Maulévrier, avec laquelle nous sommes jumelés, fera l'objet d'un reportage lors de l'émission « Bienvenue au village, le monde en face », présentée par Marina Carrere D’Encausse. Ce documentaire de 55 minutes précédera un débat sur 3 communes dynamiques de France.

En effet, la France est le seul pays en Europe qui connaisse une augmentation de sa population dans les zones rurales. Des villages affichent ainsi une forte croissance économique et un faible taux de chômage. Ce documentaire s'intéresse à trois d'entre eux, dont Maulévrier, qui avec ses quatre zones industrielles, soutient l'emploi dans la région.
Unabhängig davon, ob diese Aussage korrekt ist, wäre es interessant diese Dokumentation anzuschauen, um die (Hinter-)Gründe dieses Wachstums zu verstehen. Danke für den Hinweisgeber aus Frankreich.