Stat

Sonntag, 7. Dezember 2014

Doch Wiedereinführung des Altkennzeichen WAR?

Es bewegt sich was. Die Hoffnung auf die Rückkehr des alten Kfz-Kennzeichens WAR nach der Gesetzesnovelle war zunächst erst einmal gering, als im https://www.blogger.com/blogger.g?blogID=2780659278986661254#editor/target=post;postID=2447116320279454789;onPublishedMenu=posts;onClosedMenu=posts;postNum=49;src=postname gegen dessen Wiedereinführung votiert worden ist. Nachdem sich in den Nachbarkreisen dann doch noch nachträglich Änderungen der ersten Abstimmung ergaben und sich eine Initiativgruppe auch im Warburger Raum gebildet hat, scheint es nun doch bei den Verantwortlichen ein Umdenken zu geben. Die Argumentation gegen die Wiedereinführung war damals schon nicht überzeugend. Jetzt ist noch die Hürde im Kreistag zu nehmen. Mal sehen, ob die Stimme der Wähler erhört wird.

Mittwoch, 12. November 2014

Was bedeutet der Mauerfall für den ländlichen Raum?

Der Mauerfall vor 25 Jahren hat nicht nur die Weltpolitik verändert sondern auch das Leben im ländlichen Raum. Die größten Veränderungen gab es in dem ländlichen Raum in den neuen Bundesländern und zwar durch Abwanderung der Bewohner. Manche dieser Orte sind fast wüst gefallen. Im dem ländlichen Raum im Westen verzeichnet man teilweise auch Zuwanderung von Bürgern aus den neuen Bundesländern. Die meisten kamen wegen der Arbeit oder durch Lebenspartner/Hochzeit. Einige Gaststätten und Betriebe würden ohne diese Bürger heute nicht mehr existieren. Die Wirkung und die Veränderungen durch den Zuzug in der Gesellschaft sind bis heute wenig untersucht.

Sonntag, 2. November 2014

Zu Allerseelen: Eingedenk der Verstorbenen 2014

Aus der Gemeinde Welda sind seit November 2013 folgende Personen verstorben:

* Karl Tegethoff
* Frau Aluisia Ewe geb. Kesting
* Karl Köchling
* Erich Miloschewski
* Lotte Wennekamp
* Josef Schaller
* Hilde David
* Erwin Dierkes



wir werden ihrer gedenken, mögen sie ruhen in Frieden.

Dienstag, 7. Oktober 2014

OECD Regionalstudie: Krise erhöht die Kluft zwischen Regionen

In einer neuen Studie zu den Regionen untersuchte die OECD die Unterschiede bzgl. Einkommen und Lebensqualität zwischen den Regionen. Ein Ergebnis ist, dass die Kluft, d.h. das Wohlstandsgefälle, zwischen den Regionen durch die Krise vergrößert werden. Dies ist nicht nur in den südlichen Ländern der Eurozone sondern auch in Deutschland auffallend. Erfahrungsgemäß zählen die neuen Bundesländer auch dazu, hier eine andere Studie. Leider fehlen in den Graphiken einige der alten Bundesländer. Die Frage ist, ob die Flächenstaaten (Bundesländer) mit großen regionalen Unterschieden ausreichend differenziert werden können?

Sonntag, 5. Oktober 2014

Verliert das Fest von Erntedankfest seine Bedeutung?

An diesem Sonntag wird das Erntedankfest begangen. In einer gemeinsamen Erklärung haben die Kirchen und Landwirte in Westfalen darauf hingewiesen, dass die Kultur des Dankes verloren geht und das Fest an Bedeutung verliert. Die Unterzeichner sehen einen Grund in den preiswerten Lebensmitteln, die überall (weltweit) erworben werden können. Dabei verlieren die Menschen die Wertschätzung für die Arbeit und den Dank für die Gaben des Lebens. Dies sind nachdenkenswerte Worte.

Weltlehrertag im ländlichen Raum

Heute am 5. Oktober gedenkt man den Weltlehrertag. Viele ländliche Gemeinden würden sich gerne daran beteiligen. Aber in vielen kleinen Ortschaften gibt es keine Schulen mehr. Viele Schulen wurden geschlossen. So bleibt den älteren Bewohnern nur noch die Erinnerung an die Lehrer, die Ortskenntnisse hatten, die Ausflüge in die Natur mit den Schülern gemacht haben, die Bücher über den Ort geschrieben haben und in irgendeiner anderen Form dem Ort mit ihrem Wissen und ihren Kenntnissen geholfen haben.

Anstatt Stromtrasse Arbeitsplätze vor Ort schaffen!

Zur Energiewende zählt das Projekt der Stromtrasse, welche den an der Nordseeküste produzierten Strom aus Windenergie nach Süddeutschland transportieren soll. Durch den Bau der Trasse sind meist ländliche Gebiete betroffen und deren Kulturlandschaften werden damit zerstört. Die Frage ist vielmehr, warum man den Strom nicht vor Ort, in der Nähe der Windkraftwerke nutzen kann? Mit den Investitionen könnte man Arbeitsplätze vor Ort schaffen. Dies würde die Abwanderung von Arbeitskräften gen Süden etwas reduzieren und dem ländlichen Raum in doppelter Hinsicht helfen. Aber die Diskussion geht nun eher dahin, dass der deutsche Strommarkt zwischen Nord und Süd zweigeteilt wird. Dieses unbegründete Angstszenario geht am eigentlichen Thema vorbei und ist eine fragwürdige Strategie.

Freitag, 3. Oktober 2014

Zum Tag der Deutschen Einheit im ländlichen Raum

Am Tag der Deutschen Einheit, dem Nationalfeiertag Deutschlands, sollte auch an die Einheit zwischen der städtischen und ländlichen Bevölkerung gedacht werden. Bislang gab es immer Verbindungen, insbesondere in Krisenzeiten, wenn beispielsweise Lebensmittel knapp wurden oder die Städter, während der Kriege, evakuiert werden mussten. Deshalb war die ländliche Region und ihre Bevölkerung auch unter den Städtern geschätzt. Heute hat sich die Landwirtschaft und der Markt stark verändert. Die Landwirtschaft ist industrieller geworden und die Lebensmittel werden weltweit bezogen. Somit scheint diese Art der Solidarität nicht mehr notwendig. Aber gerade die jüngsten Krisen zeigen, dass der Status quo des Friedens und des weltweiten Freihandels nicht ewig so bleiben muss. Zudem profitieren die Ballungsräume immer noch von der Zuwanderung jüngerer Generationen aus den ländlichen Regionen. Aber diese fallen weniger auf, als die Zuwanderung aus anderen Kontinenten. Darüber kann man auch mal nachdenken. Schön wäre es, wenn die Feierlichkeiten zum Feiertag nicht nur in Metropolen und Landeshauptstädte, sondern abwechselnd auch in den ländlichen Regionen stattfinden.

Mittwoch, 1. Oktober 2014

Hochschule will Dorf retten

Am Niederrhein möchte eine Hochschule die Probleme von Dörfern lösen. Der Begriff des Projektes lautet Smart Villages (Klevere Dörfer). Damit soll der Dorfflucht Einhalt geboten werden und erdrückende Probleme, wie Geschäftsschliessungen, Mobilität, leerstehende Häuser und fehlende Bildungseinrichtungen angegangen werden. Ob das Projekt auch die gesetzten Ziele erreicht wird man anhand des Pilotprojektes in einem Ort erkennen.


Dienstag, 23. September 2014

Der Riesenrummel um Paderborn und die Provinz

Wer hätte dies gedacht? Kaum ist der Fußball-Bundesliga-Aufsteiger SC Paderborn auf dem ersten Platz der Bundesliga-Tabelle, da fragen sich die Medien, was die Erfolgsfaktoren der ländlichen Region, manchmal auch verächtlich als Provinz bezeichnet sind. Dazu werden Journalisten selbst und junge Mütter befragt, um die Unterschiede zwischen Stadt und Land zu benennen und zu verstehen. Auch wenn der SC Paderborn es wahrscheinlich schwierig haben wird, den ersten Tabellenplatz zu verteidigen, so bleibt die Hoffnung, dass das Thema kein Hype ist und noch etwas nachwirkt, im positiven Sinne. Denn die ländliche Region hat eine aufrichtige Aufmerksamkeit und Diskussion schon lange verdient, weil sie unterbewertet, ja oft abwertend behandelt, wird und sie vor Kraft strotzt und Wachstumspotential besitzt. Eine wichtige Persönlichkeit, ein Unternehmer aus der Region, der den Verein entwickelt und aufgebaut hat, wird hier porträtiert. Die Medien im Ausland beschäftigen sich auch schon mit dem Phänomen, so wurde ein Artikel Dorf-Kulturen benannt oder ein Provinzclub stellt deutsche Liga auf den Kopf. Das Bemerkenswerte an dem Aufstieg und dem ersten Tabellenplatz ist, dass einer Region, der nie etwas zugetraut wurde, auf die immer heruntergeschaut wurde, soweit nach oben gekommen ist. Dabei muss man berücksichtigen, dass Paderborn Stadt und Land in den letzten Jahrzehnten in vielen Bereichen durch harte und eigene Anstrengungen aufgeholt haben. In Deutschland ist Paderborn eine der wenigen Städte, die in Bezug auf die Einwohnerzahlen und Wirtschaft noch wachsen. Paderborn hat diese Entwicklung wirklich verdient.

Montag, 22. September 2014

Mit dem Paderborner Pragmatismus nach ganz oben!

Viele Leute reiben sich beim Blick auf die gegenwärtige Bundesliga-Tabelle die Augen. Der Aufsteiger SC Paderborn steht auf dem ersten und Hoffenheim auf dem dritten Platz. Zwei Vereine aus der Provinz stehen ganz weit oben in der Tabelle. Einverstanden, dies muss nicht immer so bleiben. Die Paderborner haben aber den kleinsten Etat unter den Bundesliga -Vereinen. Was ist das Geheimnis? Ein Reporter, der aus der Region stammt, gibt dazu eine Erklärung. Er sah die Provinz nie als Makel, sondern die Vorteile: Familie, Freunde, Aufrichtigkeit und Verlässlichkeit gegenüber Anonymität und Großspurigkeit der Metropole. Tradition statt Trend. Gemütlichkeit und zu seinem Wort stehen, Leuten zuhören und ausreden lassen, nicht von oben herab. Dinge zu Ende bringen anstatt immer neue Sachen anfangen. Dies ist eben der Paderborner Pragmatismus, der auch zum Erfolg führen kann. Hier noch ein Interview mit einem treuen Fan.

Sonntag, 21. September 2014

Warum regionale Kulturarbeit wichtig ist?

Erstaunlich ist, dass wieviele junge Leute im Westen sich den Salafisten anschliessen und sogar in die Kriegsgebiete reisen. Irgendwie muss bei dieser Gruppe der Eindruck entstanden sein, dass der Islam und seine extremen Ableger interessanter und wichtiger sind als die einheimische Kultur und Religion. Wieso nur? Es gibt sogar von der islamischen Seite der Vorwurf, dass der Westen sich für seine eigene Tradition und Religion nicht interessiert. Dies stimmt zum Teil. Es gibt Europäer, die sich für die eigene Religion interessieren, aber die Religionsvertreter machen es ihnen nicht leicht. Nicht wenige Vertreter der kirchlichen Institutionen testen ständig, wie weit sie mit ihrem Handeln gehen können. Darunter leidet die Glaubwürdigkeit der Kirchen und der Religion. Es gibt Leute, die sich für die einheimische und regionale Kultur interessieren, aber sie wird nicht ausreichend gefördert. Wenn man sich die westliche Kulturphilosophie anschaut, versteht man auch warum. Jede Kultur wird als gleichwertig angesehen und aber andere Kulturen werden eher gefördert als die eigene. Da muss sich notgedrungen der Eindruck der jungen Leute verfestigen, dass die eigene Kultur weniger wert ist. Der Verzicht auf eine Leitkultur, ein Begriff, der von Bassam Tibi stammen soll, tut sein übriges. Wer in Deutschland etwas im kulturellen Bereich auf die Beine stellen möchte, dem wird meist gesagt, dass die Arbeit sehr wichtig ist, aber, dass man kein Geld hat, um diese Arbeit zu unterstützen. Bei Kulturausgaben wird am ehesten gespart. Damit schafft man Frustration und Enttäuschungen sowie schadet der Kulturpflege. Für Kulturprojeke rund um nichteuropäische Kulturen ist es meist leichter finanzielle Unterstützungen zu bekommen. Denn dies soll dann der Integration und Völkerverständigung dienen. Die Frage lautet aber Integration wohinein und Austausch womit? Nebenbei bemerkt, für verschuldete EU-Länder sind immer Gelder vorhanden. Diese Beispiele zeigen, dass der Verweis auf knappe Haushaltsmittel nicht glaubwürdig ist. Vielleicht erkennen die Verantwortlichen nun, warum es wichtig ist die einheimische Kultur zu fördern. Je schneller sie es erkennen, desto besser, in der Hoffnung, dass weniger junge Leute in die Kriegsgebiete abwandern und anstatt dessen die europäische Kultur hochhalten. Man vergleiche mal diese Entwicklungen mit Staaten, in denen die eigene Kultur und Religion hochgehalten werden.

Die Hessen sind weise

Die Hessen kokettieren gerne mit ihrem schlechten Bildungssystem. Dies ist recht weise. Denn ein wichtiger Aspekt der Bildung ist, dass sie nicht zur Einbildung führt. Nur wenn man seine Schwächen gut kennt und daran arbeitet, wird man erfolgreich. Außerhalb des Schulunterrichts kann man Privatstudien betreiben und/oder Privatunterricht nehmen. Viele bekannte Leute wurden früher zuhause von einem Hauslehrer unterrichtet. Immanuel Kant und Friedrich Hölderlin waren beispielsweise Hauslehrer. Hausunterricht wurde 1938 durch das Reichsschulgesetz verboten. Bei Halbtagsschulen ist Privatunterricht, heute Nachhilfeunterricht genannt, noch möglich, quasi als Ergänzung und Ausgleich für den Schulunterricht. Durch die Ganztagsschule wird dieser Ergänzungsunterricht fast unmöglich. Zurück nach Hessen: Drei Physik-Nobelpreisträger wie Gerd Binnig, Horst Strömer und Peter Grünberg aus neuerer Zeit, zeigen, dass einige Hessen, statistisch gesehen als Bewohner besser anderer Bundesländer, es schaffen auch trotz des hessischen Bildungssystems erfolgreich zu sein. Vielleicht sollte man den Sinnspruch, der Sokrates zugeschrieben wird 'Ich weiß, dass ich nichts weiß'' wieder mehr beherzigen?

Donnerstag, 18. September 2014

Inwieweit hilft die föderale Struktur dem ländlichen Raum?

Heute findet in Schottland, dass Referendum über die Unabhängigkeit von Großbritannien statt. In deutschen Medien tendieren viele Redakteure eher zu einem Nein, beispielsweise hier. Aber in den Leserkommentaren findet man eher Argumente für ein Ja. Dort werden die Gegenargumente aufgeführt, die in den Medienartikeln fehlen. Offensichtlich wollen sich die Schotten von dem Finanz- und Politikzentrum London lösen, welches ihrer Meinung nach nur zentralistisch regiert. Die Interessen der Schotten werden dort wohl nicht richtig berücksichtigt. Die Interessen bzgl. regionaler Entwicklung und Europa könnten zwischen Schottland und London nicht unterschiedlicher sein. Gleichzeitig wird in der Diskussion der Vorteil der föderalen Struktur Deutschlands hervorgehoben. Aber funktioniert diese Struktur in Deutschland wirklich so gut? Gerade die Kommunen leiden unter den Lasten und zunehmenden Aufgaben ohne ausreichenden Finanzausgleich, die ihnen vom Staat und Bundesland aufgebürdet werden. Die Interessen des Staates und der Gemeinden in Deutschland in Bezug auf den ländlichen Raum und Belastungen der Gemeinden sind auch sehr verschieden. Gewiss gibt es auch Abgeordnete in den Landtagen und im Bundestag aus dem ländlichen Raum sowie staatliche Initiativen und Absichtsbekundungen, aber offenbar helfen sie nicht die entstandenen Probleme zu lösen oder werden nicht berücksichtigt. Aber warum werden diese Probleme nicht wahrgenommen? Solange bei den Verantwortlichen die Einstellung vorherrscht, die in der Diskussion beim Gebrauch der abwertenden Wörter wie 'Kleinstaaterei' (ein Wort des Großmachtdenkens) und wie 'Provinz' (als Zeichen der kulturellen Überlegenheit der Metropole über das Land) zum Ausdruck kommt, können sie (die Verantwortlichen) selbst nicht die Gedankenfalle wahrnehmen in der sie sich bewegen. Da das Denken das Handeln beeinflusst, muss den Verantwortlichen zunächst der eigene Irrglaube und die falsche Ideologie und die daraus folgenden Konsequenzen möglichst schnell aufgezeigt werden. Die Entscheidung in Schottland könnte ein Umdenken bewirken.

Montag, 15. September 2014

Un Horizon d´Espoir --- ein Hoffnungsschimmer

Manchmal sollte man nicht nur über den Tellerrand sondern auch über die Grenzen schauen. In Frankreich hat ein junger Mann, der in der Pharmazeutischen Industrie arbeitet und über Erfahrung in der Kommunalpolitik verfügt ein Büchlein über die Entwicklung des ländlichen Raums geschrieben. Das Buch mit über 70 Seiten ist aber bislang nur in Französischer Sprache erhältlich und trägt den Titel: UnHorizon d´espoir, (zu deutsch in etwa ein Horizont von Hoffnung oder Hoffnungsschimmer). Interessant sind einige Gedanken in dem Buch. Frankreich hat 13,000 ländliche Gemeinden auf 227,000 km2 Fläche, der ländliche Raum ist dort noch stärker ausgeprägt als in Deutschland. Der Autor mit dem Namen Jonathan Haselvander behandelt in seinem Werk verschiedene Themen wie Landwirtschaft, Politik des ländlichen Raums (Infrastruktur, neue Technologien, Wirtschaft, Transport), Ansehen des ländlichen Raums, Vermarktung, Arbeitsplatzbeschaffung, Bebauung sowie Tourismus. Die Aussagen des Buchs werden in der französischsprachigen Öffentlichkeit bspw. im Journal de Haute Marne diskutiert. Danke an den Hinweisgeber.

Sonntag, 14. September 2014

Das Kreuz der Gläubigen mit der Religion des Kreuzes

Diese Tage fragte ein Nichtdeutscher, wie es denn möglich sei, dass die Kirchen über soviel Güter verfüge, obwohl deren Besitz erst vor etwa 200 Jahren säkularisiert wurde. Die Beantwortung dieser Frage ist gar nicht so einfach. Der Hintergrund der Frage war wohl eine Fernsehdokumentation Anfang September d.J.. Darüber kann man sich hier informieren. Das Begriffspaar Kirche und Wohlstand sind meist schon so vertraut, dass man sie fast schon als Synonyme verwenden kann. Aber entspricht dieser kirchliche Wohlstand der christlichen Botschaft? Die Kirchen und die kirchlichen Einrichtungen profitieren von einem Ansehen unter den Gläubigen, welches erstere nicht immer verdienen. Die Zahl der schwarzen Schafe in den eigenen Reihen wurde nie gezählt und meist werden sie auch nicht zur Rechenschaft gezogen. Aber so wie es ausschaut, sind die Kirchen Organisationen mit Banken und Vermögens- und Immobiliengesellschaften, die von den erworbenen materiellen Gütern allein gut leben könnten. Kein Wunder, dass die Kirchensteuer in Frage gestellt wird. Wenn man überlegt, dass so manche Gläubige Phasen mit finanziellen Durststrecken durchlaufen und Angst vor Arbeitslosigkeit und Armut haben, und die Kirchen ihnen nicht helfen, dann versteht man warum es in diesen Breitengraden das Christentum unbedeutender wird und es immer weniger Nachwuchs gibt. Um auf die eingangs gestellte Frage zurückzukommen. Die Kirchen und kirchlichen Einrichtungen haben den Besitz von Gläubigen geerbt, weil diese mit dem Erbe den christlichen Glauben stärken wollten. Aber der Reichtum hat die Kirchenvertreter satt und müde gemacht. Sie haben sich als 'unwürdige Verwalter im Weinberg des Herrn' erwiesen. Vielleicht sollten die Kirchen den Gläubigen, die sich in der Not befinden nicht nur begleiten sondern mehr materiell helfen? Wenn dies nicht erfolgt, sollte man darüber nachdenken ihren Besitz zu begrenzen. Eine christliche Institution darf nicht Armut produzieren oder verwalten sondern dazu beitragen die Armut abzubauen.

Samstag, 13. September 2014

Öffentlicher Personennahverkehr im ländlichen Raum

Das Thema Nahverkehr im ländlichen Raum ist sehr schwierig. Einerseits muss der öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) in dünn besiedelten Gebieten aufrecht erhalten werden, quasi eine Daseinsvorsorge erfüllen, andererseits ist durch den Individualverkehr (Autos, Motorrad usw.) ein Teil der Bewohner als Kunden von diesem Angebot unabhängig. Nur durch den Schülertransport in meist größere Orte lässt sich der Verkehrsbetrieb mit einer gewissen Frequenz aufrecht erhalten. Meist wird der Nahverkehr noch durch kommunale Unternehmen, beispielsweise durch die Stadtwerke bzw. durch die Energieversorgung quer finanziert. Bei rückläufigen Schülerzahlen und höheren Energiepreisen ist der Betrieb schwer aufrecht zu erhalten. Man braucht für die Attraktivität und im Wettbewerb mit dem Individualverkehr aber bezahlbare Tarife und ein einfaches Tarifsystem. Es werden jetzt schon flexible Systeme und Ersatzverkehr (bspw. Bürgerbusse) ausprobiert. Taxibusse sind aber kein Ersatz für den Taktverkehr. Gfls. schaffen neue Kommunikationssysteme, wie mobile Computertelefone, die aber ein entsprechende Infrastruktur voraussetzen sowie ein kombinierter Verkehr (Fahrrad, Auto-, Schienenverkehr und Busverkehr) einen besseren Abgleich von Bedarf und Angebot. Die Bedürfnisse der Kunden und das Nutzungsverhalten müssen regional sehr gut erfasst und verstanden werden, um einen erfolgreichen öffentlichen Transport zu organisieren. Nachdem nun einige wichtige Urteil gegen die Online-Mitfahrplattform Uber in Deutschland gesprochen worden, scheint dieser Lösungsansatz zunächst wegzufallen. Mitfahrgelegenheiten bestechen durch ihren niedrigen Kosten, Busse und Taxis sind immer zusätzlich mit Personalkosten verbunden. Für ältere Personen, die nicht mehr selbst fahren können und keine neuen Medientechnologien verwenden, ist noch keine Lösung gefunden worden. Sie sind auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen, um Besorgungen wie Einkäufe, Behördengänge und medizinische Behandlungen zu erledigen. Der Besuch von Freunden und Bekannten sowie Kulturveranstaltungen in Nachbarortschaften mithilfe von ÖPNV ist fast gar nicht zu denken, damit sind meist ältere Menschen von Begegnungen und Kulturaustausch ausgeschlossen.

Mittwoch, 3. September 2014

Wachstum im ländlichen Raum: Noch in Europa möglich?

Frankreich soll nach Angaben einer TV-Redaktion von France 5 das einzige Land in Europa sein, in dem es noch ein Wachstum der ländlichen Bevölkerung gibt. Diese ländlichen Ortschaften verzeichnen ein wirtschaftliches Wachstum und eine niedrige Arbeitslosenrate. Eine Dokumentation (in Französischer Sprache) beleuchtet drei Ortschaften, darunter Maulévrier, mit vier Gewerbegebieten, welche die Arbeitslage in der Region verbessert. Es ist der Geburtsort des vormaligen Premierministers Jean-Marc Ayrault. In dem verlinkten Artikel findet man auch die Bevölkerungsentwicklung. Hier die Verweise: Emission TV sur Maulévrier - 2 septembre 2014 à 20h40 sur France 5 und für frankophone Leser der Originaltext:
La commune française de Maulévrier, avec laquelle nous sommes jumelés, fera l'objet d'un reportage lors de l'émission « Bienvenue au village, le monde en face », présentée par Marina Carrere D’Encausse. Ce documentaire de 55 minutes précédera un débat sur 3 communes dynamiques de France.

En effet, la France est le seul pays en Europe qui connaisse une augmentation de sa population dans les zones rurales. Des villages affichent ainsi une forte croissance économique et un faible taux de chômage. Ce documentaire s'intéresse à trois d'entre eux, dont Maulévrier, qui avec ses quatre zones industrielles, soutient l'emploi dans la région.
Unabhängig davon, ob diese Aussage korrekt ist, wäre es interessant diese Dokumentation anzuschauen, um die (Hinter-)Gründe dieses Wachstums zu verstehen. Danke für den Hinweisgeber aus Frankreich.

Mittwoch, 27. August 2014

Lage, Lage, Lage: alte und neue Investorenregeln

Immobilieninvestoren entdecken den ländlichen Raum, so könnte der Titel dieses Artikels auch lauten. Es war schon lange überfällig, dass die Immobilienbranche neue Märkte bzw. Regionen entdeckt. Die alte Regel, beste Lage, beste Lage und nochmals beste Lage, schien lange Zeit, die vorherrschende Investorendevise zu sein. Nun hat eine 'Überhitzung' des Marktes in den Großstädten stattgefunden und die Branche muss umdenken. Warum in Großstädten hohe Preise zahlen, wenn man auf dem Land es wesentlich günstiger haben kann? Die Preisunterschiede dürften mittlerweile beträchtlich sein. Aber von einer Selbstbereinigung des Marktes kann man lange noch nicht sprechen.

Ist die Idee von Europa am Ende?

In den letzten Jahren wird Deutschland immer wieder aufgefordert die Probleme in dem EU-Mitgliedsstaaten zu lösen. Dabei fragt man sich, wieso die europäische Gemeinschaft gegründet wurde und was die Kommission in den letzten Jahrzehnten getan hat? Griechenland ist übrigens seit 1981 EWG/EU-Mitgliedsstaat. Alle die Deutschland auffordern Probleme in anderen EU-Staaten zu lösen, fordern indirekt ein Europa unter deutscher Führung und zeigen mit den Aufrufen, dass die Umsetzung der Idee des gemeinsamen Europas versagt hat. Warum wohl?

Dienstag, 26. August 2014

Armut in Stadt und Land

Eine neue Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaft in Köln hat die Armut, insbesondere die Kaufkraftarmut in Deutschland untersucht. Das Ost-West-Gefälle ist heute nicht mehr so gravierend wie früher, aber in den Städten soll die Armut größer als auf dem Land sein. Dies soll zum einen mit den Lebenshaltungskosten und den Preisen in den Städten zusammenhängen. Mögliche Gründe sind Arbeitslosigkeit, steigende Zahl von Jobs mit geringem Einkommen, steigende Mieten und möglicherweise die Zuwanderung von finanzschwachen Gruppen. Dahingehend soll auf dem Land die Kaufkraftverlust geringer ausfallen. Aber auch auf dem Land steigen die Abgaben, Lokalsteuer, um die öffentliche Haushalte zu sanieren. Der Kaufkraftverlust in Deutschland wird mittlerweile sogar im europäischen Ausland kritisiert.


Sonntag, 24. August 2014

Wie alte Internettechnologien Arbeitsplätze auf dem Land gefährdert

Wie wichtig eine wirklich gute Internetverbindung im ländlichen Raum ist, zeigt dieser Artikel auf. Die Investition in die veraltete Kupferkabeltechnologie gefährdet Arbeitsplätze in dem ländlichen Raum. Wichtig scheint die Eigeninitiative zu sein. Wer auf den Staat und große Telekommunikationsunternehmen vertraut hat schon verloren. Es geht bei schnellem Internet um Daseinsfürsorge, wie der Landrat richtig erkannt hat. Der Schlüssel zum Erfolg ist Glasfasernetz bis zum Gebäude.

Freitag, 22. August 2014

Zum Tag der Fische

Am 22. August wird der bundesweite Tag der Fische, seit 2007 jährlich, begangen. Während einige Menschen über das Nahrungsmittel Fisch, mit der ungesättigten Omega-3-Fettsäure oder auch an schädliche Stoffe in der Nahrungskette der Fische denken, ist er für andere Grund über die Fischbestände, Überfischung und die Gewässer nachzudenken und zu diskutieren. Auf der Roten Liste der bedrohten Arten steht die Äsche. Die Bedrohung stammt durch Abwässer (Gülle usw.) und durch den Kormoran. Hilfreich ist auch eine Renaturierung der Fließgewässer. In der Vergangenheit hat man die Gewässerläufe vielfach verändert, ohne sich über die Konsequenzen bewusst zu werden. So sind Kiessbetten wichtig als Laichplätze und für den Arterhaltung. Einige Initiativen wurden schon auf den Weg gebracht, aber es bleibt noch viel zu tun.

Dienstag, 19. August 2014

Digitale Agenda: Warten bis 2018 oder doch noch länger?

Die deutsche Regierung verspricht Internetzugang im ganzen Land bis 2018. Nur die ländliche Bevölkerung bleibt, aufgrund der vielen Versprechungen aus der Vergangenheit, skeptisch. In Skandinavien kann man die deutschen Online-Verhältnisse gar nicht glauben, hier der Breitbandatlas. Die FAZ titelt: Die Internet-Lüge. Aber woran liegt es, dass bislang die Situation so schlecht ist? An der Privatisierung der Telekommunikationsbranche oder gibt es andere Gründe? An dem digitalen Ausbau hängt eine Menge an Konsequenzen, so wie Arbeitsplätze, demographische Entwicklung, Immobilienmarkt im ländlichen Raum usw. In der Zwischenzeit wurde die am 20 Aug. 2014 veröffentliche Digitale Agenda in den Medien scharf kritisiert, da die Journalisten in ihr nichts als eine unverbindliche Absichtserklärung entdeckt haben. Muss nun die EU das Problem lösen, wenn sich die Regierung der Verantwortung entzieht?

Freitag, 15. August 2014

Mehr Kultur- und Geschichtsarbeit anstatt Touristenattraktionen

Der Regionalforscher und Kulturgeograph Werner Bätzing von der Universität Erlangen stellt fest, dass die Gemeinden in den Alpen, abseits der Städte, die gleichen Probleme hätten, wie Gemeinden im ländlichen Raum. Er sieht in dem dünn besiedelten ländlichen Räume eine wichtige Funktion: "Sie sind notwendig, damit die großstädtischen Netzknoten auf Dauer stabil bleiben." Die Zeitung interpretiert dies so: ,Der ländliche Raum sorge für Bodenhaftung bei den Städtern, indem er ihnen Identität gebe und Naturerleben ermögliche.' Bätzing sieht in dem Aufbau von spektakulären Touristenattraktionen den falschen Ansatz, da durch Konkurrenz unter den Gemeinden, der 'Wow Effekt' einer neuen touristischen Einrichtung schnell verhallt. Die Besucher sollten eher sich mit der Umwelt, der Geschichte und Kultur des Raums auseinandersetzen. Dies ist genau die entgegengesetzte Richtung. Um Bätzing´s Vorschlag umzusetzen, müssten die Gemeinden die Kultur- und Geschichtsforschung vor Ort fördern. Bislang werden diese Aufgaben einigen wenigen Idealisten bearbeitet, die noch selber dafür noch Gelder ausbringen müssen. D.h. mehr Kultur- und Geschichtsarbeiten anstatt aufwändige Touristenattraktionen. Mit Touristenattraktionen sind nicht Sehenswürdigkeiten gemeint, sondern künstliche, meist teuere, Publikumsattraktionen. Zusammengefasst: Die regionale und historische Wertschätzung und Identität sollte durch die Verantwortlichen (Gemeinden, Tourismuseinrichtungen) mehr hervorgehoben werden.

Sonntag, 27. Juli 2014

Kann man die Stadtflucht fördern?

Es ist unverständlich. Die Mieten und Preise für Wohnungen und Häuser in den Städten werden stets teurer bis unerschwinglich sowie zeitgleich auf dem Land fallen die Preise für Immobilien, die teilweise unverkäuflich sind. Im Prinzip sollte nach der Theorie des Markts ein regulierender Ausgleich stattfinden. Warum funktioniert die Theorie nicht?- 1) Viele Arbeitsplätze entstehen in den Großstädten, nur wenige Unternehmen verlagern Standorte in ländliche Gebiete und wenn ja, dann eher ins Ausland. 2) Viele junge Bewohner vom Land bevorzugen das Stadtleben 3) die Kosten für Mobilität sind gestiegen, d.h., der Pendler zahlt für die Fahrt zum Arbeitsplatz drauf 4) ältere Menschen, die um Umland einer Großstadt wohnen, möchten in die Städte ziehen, wegen der besseren Infrastruktur: Gesundheitsversorgung, Einkaufsmöglichkeiten, besseres Breitbandinternet und den öffentlichen Transport, der auf dem Land, nicht so ausgebaut ist. Die Idee Anreize zu schaffen, um den Trend umzukehren, ist nicht neu. Ob sie helfen, wird sich zeigen, wenn geeignete Programme aufgelegt werden sollten. Wichtig ist aber auch das Leben auf dem Land attraktiver zu gestalten. Bildungs-, Kultur- und Freizeitangebote sind für die Entscheidung über Zuwanderung wichtige Faktoren. Manche Ortschaften im ländlichen Raum haben ein gutes, aber viele andere haben noch ein schlechte Reputation. Für letztere gibt es viele verächtliche Bezeichnungen. Wer möchte schon in Pusemuckel oder Hintertupfingen wohnen? Vielleicht sollte man anstatt des Baus einer Stromtrasse durch Deutschland energieintensive Produktionsstätten in die Nähe der Stromerzeugungsstätten bauen und so Arbeitsplätze vor Ort schaffen?

Samstag, 26. Juli 2014

Martktreffs als Tante Emma Laden 2.0.X

Es gibt vielfältige Ideen zum Einzelhandel im ländlichen Raum, wie in diesem Blog schon mehrmals berichtet. In Schleswig Holstein versucht man es nun mit Marktreffs in kleinen Ortschaften. Der Ansatz ist richtig überlegt, man bündelt mehrere Grundversorgungen unter einem Dach: die Grund-und Nahversorgung von Lebensmitteln und Haushaltsartikeln, sozialer Treffpunkt (
Klöntreff
), Kommunikation (Poststelle) und gfls. Arztpraxis und Bankgeschäfte (rollende Bank). Diese Bündlung der Daseinsversorgung ist nicht schlecht. Früher gab es ähnliche Möglichkeiten: im Nebenzimmer einer Gastwirtschaft konnte man zweimal die Woche nachmittags beim Metzger, der aus dem Nachbarort anreiste, einkaufen und im Untergeschoss gab es dann den Kolonialwarenladen. In der Gaststätte selbst konnte man den Arzt, der dort bei seinem Landbesuch dort sass, medizinisch konsultieren. Die anderen Gäste waren dann unweigerlich Zuhörer. Heute ist so eine medizinische Behandlung in der Öffentlichkeit nicht mehr denkbar. Aber jeder Ort sollte ein Krankenstation, ähnlich wie eine Imfirmierie in Frankreich, besitzen, für die Behandlung von Notfällen, oder für Sprechstunden der Ärzte, die in die Ortschaften fahren. Wenn dann zeitgleich und in unmittelbarer Nähe ein Einkauf und Begegnungen, vorzugsweise bei einem Getränke und/oder Imbiss, möglich sind, umso besser. Denn die Menschen auf dem Land brauchen ab und an auch Begegnungen. Eine Poststelle für das Versenden und Abholen von Paketen rundet die Daseinsvorsorge ab. Ob dadurch
das Sterben der Dörfer gestoppt werden kann
steht auf einem anderen Blatt.

Mittwoch, 23. Juli 2014

Warum die Arbeitslosenzahlen auf dem Land trügen?

In einer Diskussion über den Vergleich von Arbeitlosigkeitstatistiken zwischen Ballungsräumen und dem ländlichnm Raum, werden Zahlen meist einfach gegenübergestellt. So beispielsweise jüngst bei Gelsenkirchen und dem Kreis Borken. Dort beträgt jeweils die Arbeitslosigkeit (2014) bei 15,5% und bei 4,2%. Was folgert man daraus? Eventuell nicht das korrekte Fazit! Denn im ländlichen Raum ist die Abwanderung von jungen Arbeitskräften in Ballungsräumen größer als in Ballungsräumen. Zudem gibt es Pendler, die im ihrem Landkreis keine Arbeit finden. So gibt es im Kreis Borken viele Arbeitnehmer, die in das Ruhrgebiet pendeln. Dadurch entsteht eine Verzerrung, der Statistik. Ungeachtet dessen haben sich im Münsterland einige mittelständische Betriebe an dem überregionalen Markt orientiert und machen auch deutschlandweit Umsatz. Dies hat mit Sicherheit Arbeitsplätze geschaffen, aber ist nicht der alleinige Grund für die niedrige Zahl. Wenn ein großes Industriewerk beispielsweise wie in Bochum (Nokia, Opel) schließt, dann werden auf einen Schlag mehrere tausende Arbeitnehmer arbeitslos und diese ziehen nicht notwendigerweise in andere Regionen Deutschlands, wenn es dort auch keine Arbeit gibt. Denn die Arbeitnehmer haben ihre Wohnung, Familie, Frau mit Beruf, Kinder in der Schule, Freunde und Kontakte vor Ort. Bei jungen Leuten und vielen Arbeitnehmern im ländlichen Raum ist die Notwendigkeit gegeben, nach der Schule oder Ausbildung, wenn sie vor Ort nichts finden oder sowieso studieren, den Ort zu wechseln oder zu Pendeln. Das berühmte Beispiel sind Arbeitnehmer, die aus dem ländlichen Raum rund um Kassel täglich nach Frankfurt pendeln. Durch diese Mobilität und durch den Wegzug wird der regionale Arbeitsmarkt auf dem Land entlastet und dies spiegelt sich in den Statistik wider.

Mehr Flüchtlinge in den ländlichen Raum?

Der Hamburger Senator für Soziales fordert nun eine andere Verteilung der Flüchtlinge zwischen Städten und dem ländlichen Raum. Seiner Argumentation nach stehen auf dem Land viele Häuser leer und die Städte können die großen Ströme von Flüchtlingen nicht mehr aufnehmen, da keine Unterkünfte mehr frei sind. Seine Aussage dazu: ,,Vielleicht ist das ein Tabubruch: Aber meiner Meinung nach muss die Aufnahme von Flüchtlingen zwischen Großstädten und dünner besiedelten Regionen besser gelöst werden". Die Idee ist an sich verlockend, weil scheinbar logisch und einfach. Aber demgegenüber stehen die Interessen der Betroffenen. Und dies sind nicht in der erster Linie die ländliche Bevölkerung, denn sie könnte von der Zuwanderung profitieren, sondern die Flüchtlinge selbst haben Ansprüche und wollen nicht weit von Supermärkten, Ärzten wohnen, wie zuletzt im bayrischen Wald gesehen. Eine andere Frage wird sein, wie sich die Hausbesitzer der leerstehenden Häuser verhalten werden. Die Behörden können die leerstehenden Häuser nicht beschlagnahmen, zudem müssen die Unterkünfte renoviert werden. Das Thema ist schwierig, wie zuletzt der Bundespräsident nach einer Rede, in der er zu einem grosszügigeren Umgang mit Flüchtlingen und mehr Rechte für sie gefordert hat, erfahren musste.

Wenn ein ländlicher Ort 'auf der Kippe steht'

In einem Reisebericht beschreibt ein Journalist seinen Besuch des Orts Esplingerode im Eichsfeld. Derweil fordern Experten einen Schrumpfungsplan für die Begleitung der Entwicklung auf dem Land. Die Verantwortlichen vor Ort sind mit den schnellen Entwicklungen überfordert. Interessant ist, dass die ,Neudörfler', eine Bezeichnung von Städtern, die es in den ländlichen Raum zieht, so ihre Schwierigkeiten mit Traktoren zur frühen Morgenstund' und dem derben Vereinsleben haben. Dennoch gibt es gute Argumente für ein Leben von Städtern auf dem Land.

Mittwoch, 16. Juli 2014

Die ländliche Idylle als Projektionsfläche von Städtern

Eine neue Studie des Instituts für Demoskopie Allensbach hat im Auftrag der Frankfurter Allgemeinen Zeitung eine Umfrage durchgeführt. Es wurden folgende Aussagen festgestellt: Die Lebensbedingungen sollen laut Umfrage nicht so weit auseinanderlaufen, wie man es aufgrund der öffentlichen Debatte vermuten könnte. Aber die ''psychologische Distanz'' zwischen Stadt und Land ist schon merklich und nimmt immer mehr zu. Bei der Beurteilung der Infrastruktur, sind in den Städten nur 3% und auf dem Land 15% der Bevölkerung mit der Gesundheitsversorgung unzufrieden. Bei den Einkaufsmöglichkeiten beurteilen 25% und beim öffentlichen Transport 40% der Bewohner auf dem Land die Lage als weniger oder nicht gut. Zu beachten ist dabei: Dies sind gemittelte Werte, die je nach Einwohnerdichte und Region vom Mittelwert abweichen. Bemerkenswert sind die Veränderungen auf die Frage: ,, Wo haben die Menschen Ihrer Ansicht nach ganz allgemein mehr vom Leben: auf dem Land oder in der Stadt?“ 1956 beantworteten 59% in der Stadt und 19% auf dem Land, 1977 beantworteten 39% in der Stadt und 43% auf dem Land und 2014 nur noch ca. 20% in der Stadt. Offensichtlich wird das Landleben als ,,gesünder, ruhiger und natürlicher'' empfunden. Mit dem ländlichen Raum verbindet man ,,gute Luft, günstiger Wohnraum, Nachbarschaftshilfe und weniger Einsamkeit sowie Glück'', während man in der Stadt den Abwechselungsreichtum, schätzt aber auch mit Schmutz und Lärm in Verbindung bringt. Hier werden Idealbilder, durch Bauernhof-Bilder und Zeitschriften wie ''Landlust'' und das Landwirtschaftliche Wochenblatt entwickelt, die vielleicht erklären warum die Grüne-Partei beste Wahlergebnisse in den großen Städten bekommt. Je mehr es den Städtern an Kontakten zum ländlichen Raum und deren Bevölkerung fehlt, desto stärker ist die Idylle ausgeprägt. Vielleicht können Partnerschaftsprogramme zwischen Großstädten und dem ländlichen Raum helfen Erfahrungen auszutauschen und sich gegenseitig zu helfen?

Montag, 7. Juli 2014

Die innovative und unternehmerische Kraft der sogenannten Provinz

Die Bezeichnung Provinz, ein Synonym für ländlichen Raum, wird meist abwertend verwendet. Wenn man sich die großen Unternehmen in Deutschland anschaut, SAP in Walldorf, Bertelsmann in Gütersloh, Würth in Künzelsau und viele andere. Diese Standorte meist wenig bekannt sind. Man erkennt aber im Vergleich, dass Metropolen kein Monopol auf Innovation und unternehmerischen Erfolg haben. Nun gibt es wieder ein neues Beispiel: ein sehr junges Unternehmen aus Schwaben wird für 800 Mio € an Investoren verkauft. Bei der regionalen Verteilung dieser Unternehmen sieht man ein starkes Süd-Nord Gefälle. Die Ursachen dafür sollte man herausfinden und nach Lösungen suchen.

Montag, 30. Juni 2014

Schützenfest in Welda 2014

Das diesjährige Schützenfest in Welda ist etwas verregnet, dennoch macht es dem Königspaar und allen Beteiligten, wie immer Freude, wie diese Bilderstrecke verdeutlicht. Der Festakt der Inthronisation hat immer etwas Erhebendes. Wenige außenstehenden Personen, insbesondere Kritiker, sind sich nicht bewusst, welche wichtige Funktion das Schützenfest für die örtliche Kultur und das Selbstverständnis und Selbstbewusstein der Bewohner hat. Am Montag nach der Inthronisation gibt es mittags traditionell den Frühschoppen und die Königsmahlzeit und nachmittags den Frauenkaffee sowie abends zum Abschluss der Festlichkeiten den Tanz in der Festhalle. Die Musik wird von einer Band gespielt.



Donnerstag, 26. Juni 2014

Ist das Schützenfest nur ein Saufgelage?

Ist das Schützenfest nur noch ein Saufgelage? Ein sonderbarer Artikel aus einer Zeitung, die in der Hauptstadt produziert wird, wirft ein schlechtes Bild auf das benachbarte Sauerland und das Schützenfest (dazu an anderer Stelle oder in den Leserkommentaren des Artikels mehr). Ist die Aussage korrekt, dazu eine geschichtliche Erklärung: Ältere Leute erzählen gerne von ihren schönen Erinnerungen an frühere Schützenfeste, die nicht nur herrlich anzusehen, sondern auch angenehm zu feiern waren. Diese Feste stärkten die Ortsgemeinschaft und hatten etwas Erhebendes. Die Idee, dass jedes Jahr ein anderes Königspaar den ,Ort' regiert, was sie ja nur akklamativ oder spielerisch, ohne Wirkung oder Machtbefugnis, ausüben, ist, trotz des ernsten und notwendigen Hintergrunds der Bürgerwehr als Orts- und Landesverteidigung, eine fast demokratische Idee. Die älteren Bürger fanden die festlichen Kleider des Königspaares, des Hofstaates und der Festzugsteilnehmer, den Stil bei Tanz und Umzug erhebend. Abordnungen von Schützenvereinen aus Nachbarortschaften und das feierliche Protokoll geben den Teilnehmern und den Zuschauern das Gefühl einer königlichen Veranstaltung im kleinen Rahmen, beizuwohnen. Die Reden waren gut vorbereitet und sprachen, wenn sie gelungen waren, die Herzen der Bewohner an. Das Schützenfest war die Kulturveranstaltung im Ort und sollten es immer noch sein. Die Abende im Festzelt, dienten dem Tanz und der gepflegten Unterhaltung. Die neuen Kleider und die Änderungen waren bei den Damen beliebtes Gesprächsthema. Die Erneuerungen wurden diskutiert und zur hohen Kultur vor Ort erhoben oder verworfen. Man wähnte sich einem königlichen Hofe ganz nahe zu sein. Da musste man sich und da wusste man sich zu benehmen. Das Schützenfest ist eine rituelle Veranstaltung, bei der die Teilnehmer die hohe Kunst der Disziplin am Königshof üben. Gewiss wurde auch Bier und Schnaps getrunken, aber der Rahmen des Konsums war bescheiden, und das aus verschiedenen Gründen. Es gab wenig Bierleichen, kaum Gegröhle oder Prügeleien. Aber diese sind neue gesellschaftliche Phänomene, die auch in den Großstädten anzutreffen sind. Dort ziehen betrunkene Leute am Wochenende durch die Straßen der Kneipenviertel. Sie stören die nächtliche Ruhe an der Anwohner. Feste und Parties gerade solche wie Schützenfest oder große Feste, ziehen diese Personengruppe an. Das Problem besteht also nicht nur auf dem Land, sondern ist an allen Orten und international zu beobachten. Aus England kennt man dieses Phänomen schon länger.

Ist das bürgerliches Engagement gefährdet durch immer neue gesetzliche Auflagen?

Nun ist wieder die Saison der Schützenfeste. Viele Personen, gerade im ländlichen Raum, engagieren sich in Vereinen. Das Schützenfest ist in manchen Ortschaften das wichtigste Fest für nicht wenige der Bewohner. Dennoch klagen die Vereine und Verantwortliche, dass die freiwillige Arbeit, bei immer weniger Helfern stets schwieriger wird. Der Grund dafür sind die staatlichen Auflagen für Feste, Bewirtung usw. Auch wenn jeder Bürger einsieht, dass Sicherheit und Umweltschutz usw. wichtig sind, führen die Auflagen teilweise zu erheblichen Mehrbelastungen unter den Helfern. So darf beispielsweise in Schützenfesthallen nicht mehr geraucht werden. Dies kann zu Bußgeldern führen. Deshalb müssen die Helfer die rauchenden Besucher sofort finden und aus den Raum bitten. Eine andere Auflage ist die Sicherheit von Festumzügen. Hierfür werden nun mehr Ordnungskräfte, meist ehrenamtliche Personen, benötigt. Diese Mehrbelastung ist den Bürgern, die helfen wollen, nicht immer zu vermitteln und kann zum Rückgang des bürgerlichen Engagements führen, zumal die Bevölkerungszahlen eher abnehmen und das Alter der Bevölkerung zunimmt. Wenn die Auflagen ignoriert werden, ist die Durchführung weiterer Veranstaltungen, die periodisch stattfinden, gefährdet. Bei der Umsetzung der Auflagen, ist sowohl der Gesetzgeber als auch die durchführenden Behörden bei der Lösung dieser Herausforderungen gefragt.

Gastronomie gerettet im ländlichen Raum

In Asten im Landkreis Traunstein (Bayern) haben Bewohner sich zusammengetan, um in einer Privatinitiative, eine Gastwirtschaft ohne Gastwirt, am Leben zu halten. Diese interessante Initiative gibt es in einigen wenigen anderen Ortschaften, aber in dem Umfang ist es schon bemerkenswert und wurde deshalb mit dem Bürgerpreis ausgezeichnet. Danke an den Hinweisgeber. Vieles kann durch Eigeninitiative bewegt werden, aber dies ist nicht immer leicht. Denn die Auflagen für solche Unternehmungen steigen zunehmend. Auch haben die Bewohner nicht immer soviel freie Zeit übrig oder sind nicht bereit soviel für solche Initiativen zu opfern. Dennoch ist die Initiative ein schönes Beispiel und ein schönes Wirtshaus.

Schulwege im ländlichen Raum

Seitdem in Deutschland nicht nur in den Städten sondern auch auf dem Land immer weniger Kinder geboren werden, nehmen auch die Zahl der Schüler soweit ab, dass in vielen kleineren Ortschaften, die Schulen geschlossen werden. Diese Entwicklung hat mehrere Konsequenzen zur Folge. Unter anderem werden die Schüler mit den Schulbussen in die nächstliegende Schule gebracht. D.h. der Schulweg wird von den Schülern nicht mehr zu Fuß, bis vielleicht auf den Weg zur Bushaltestelle, sondern mit dem Schulbus absolviert. D.h. Erstklässler und Grundschüler im ländlichen Raum werden schon früh zu Fahrschülern. Deshalb ist natürlich die Sicherheit der Schulbusse eine große Sorge der Eltern und Lehrer. Trotz hoher Sicherheitsstandards sind Schulbusse als verkehrsteilnehmende Fahrzeuge vor Unfällen nicht geschützt. Jüngst ist ein Schulbus in Scherfede (bei Warburg) verunglückt und fünf Kinder wurden dabei verletzt, zwei sogar schwer. Die Betroffenheit in diesem Fall ist groß. Dieser Unfall löste eine Diskussion über die Sicherheit der Schulbusse aus. Was einige Bewohner denken, zeigen die Leserbriefe in dieser Zeitung. Vorschnelle Schuldzuweisungen sind aber bestimmt nicht die Lösung und treffen meist die Falschen und verursachen damit noch mehr Leid. Man sollte die Untersuchungsergebnisse des Unfalls und von Experten und von den Beteiligten sachliche Lösungsvorschläge abwarten. Die Leserkommentare müssen an anderer Stelle und bei einer späteren Gelegenheit noch analysiert und aufgearbeitet werden.

Dienstag, 17. Juni 2014

Landflucht als Thema

Die Landflucht ist schon lange in der europäischen Geschichte bekannt. Die Bewohner sind aus unterschiedlichen Gründen aus kleineren in größere Siedlungsplätze gezogen. Heute sind die Wege vielleicht etwas länger und die Altersstruktur der Gruppe ist anders als früher. Aber vor allem macht sich der Geburtenrückgang auf dem Land bemerkbar, denn früher blieb meist immer ein Kind bei den Eltern. Heute gibt es in einer großen Tageszeitung einen Bericht über die Landflucht, in der eine Studie vom Wiener Institut für Demographie referiert wird. Angeblich soll das Haus im Grünen nicht mehr so attraktiv sein und die Großstädte als Wohn- und Arbeitsorte aufgrund der bezahlbaren Mieten attraktiver geworden sein. Eine Ost-West-Wanderung hat. laut Studie, heute keine große Bedeutung mehr, so wie nach der Wiedervereinigung. Der Trend soll zur Verstädterung gehen. Nun das Ergebnis zu den bezahlbaren Wohnungen widerspricht gerade den Aussagen der Mietervereine, dass der Wohnraum in den Städten in letzter Zeit teuer geworden ist. Man kann eher eine Kostenrechnung aufmachen, ist das Leben in der Stadt oder auf dem Land mit all den Nebenkosten günstiger? Wenn das Internet auf dem Land nicht verfügbar ist, dann ist auch ein Arbeiten (Homeworking) von zuhause schwierig. Für manche Bewohner zählt der Freizeitwert auf dem Land mehr als in der Stadt und umgekehrt. Manchmal ist der Besitz (bspw. geerbten Haus) der Grund, warum man auf dem Land bleibt. Aber wenn kein Arbeitsplatz vor Ort zu bekommen ist, dann zieht man notwendigerweise in die Ballungsräume. Hinzu kommt die Überwindung von Distanzen zum Einkaufen und Arztbesuchen, aber wenn man in einer Großstadt von einer in die andere Ecke der Stadt fährt verliert man genauso viel Zeit. Der Mangel an Infrastruktur ist gewiss ein wichtiger Faktor, bei der Entscheidung, wo man wohnen möchte. Aber hier haben die Menschen noch unterschiedliche Vorstellungen. Warum gehen die Unternehmen nicht mehr in den ländlichen Raum? Hier sind die Voraussetzungen für günstige Lebenskosten der Arbeitnehmer besser als in Großstädten. Viele bekannte deutsche Unternehmen (Bertelsmann, Würth, SAP usw.) sind abseits der Ballungsräume und Großstädte groß geworden. Warum nutzt man nicht den Strom vor Ort, um dort Arbeitsplätze anzusiedeln anstatt eine Stromtrasse quer durch Deutschland zu bauen. Auf bundesweites Ebene könnte man gegen diesen Trend der Verstädterung etwas unternehmen und würde mehrere Probleme gleichzeitig damit lösen.

Montag, 16. Juni 2014

Einzelhandelsversorgung im ländlichen Raum

Das Thema sterbende Dörfer erreicht mittlerweile auch Zeitungen, von denen man es gar nicht vermutet. Diese Entwicklung kann man nur loben. Aber es sollte als Effekt auch darum gehen, Problemlösungen zu schaffen. Im Prinzip sind dabei zuerst die Bewohner im ländlichen Raum gefragt. Aber da einige junge und ehemalige Bewohner dieser Ortschaften, meist gut ausgebildet, nun als Arbeitnehmer in den großen Städten wohnen, wären Patenschaftsprojekte zwischen Stadtgemeinden und kleinen Ortschaften im ländlichen Raum sinnvoll und hoffentlich nützlich. Ähnlich wie man es auch von Patenschaftsprojekten mit Gemeinden auf anderen Kontinenten kennt. Was den Zugang an Waren angeht, wäre es überlegenswert, ob Automaten für bestimmte Produkte nicht eine mögliche Lösung wären. So etwas gibt es schon für Grillwaren, damit die Metzger außerhalb der Ladengeschäftszeiten nicht von Kunden behelligt werden. Was hier möglich ist, sollte für andere Produktgruppen auch möglich sein. Gewiss ist ein mobiler Tante Emma Laden besser, wie hier in Neustadt bei Coburg, aber meist gibt es feste Standzeiten, die für Werktätige nicht so attraktiv sind.

Samstag, 24. Mai 2014

Gedanken zu den kommenden Europa- und Kommunalwahlen

Am 25. Mai 2014 finden sowohl die Wahlen für das Europäische Parlament als auch in einigen Ländern Kommunalwahlen statt. In Deutschland wird in 10 Bundesländern auch für den Gemeinderat zeitgleich gewählt. Während man immer wieder betont, wie wichtig die Europawahlen im Vergleich zu den Bundestagswahlen werden, da die Entscheidungskommpetenz des Europ. Parlaments angeblich größer wird, so hört man in Bezug auf Kommunalwahlen wenig dergleichen. Die Verlagerung von politischen Entscheidungskommpetenzen auf die nächsthöheren Gebietskörperschaften (Legislative Organ) widerspricht der Subsidaritätsidee und führt folglich zum Zentralismus. Bei den Gemeinderatswahlen hat man meist noch die Vorstellung dort werden die Honorationen der Gemeinde gewählt, die die Kommunalpolitik in Hinterzimmern beschließen. Aber es hat sich in der Vergangenheit auch einiges verändert innerhalb der Kommunalpolitik. Es stehen meist mehr Parteien zur Wahl, 1) meist auch Freie Wählerlisten und neue Parteien, 2) Jugendliche ab 16 Jahren dürfen schon wählen und 3) die Forderung nach Transparenz von politischen Entscheidungen nimmt zu sowie 4) die Bürgerentscheide und 5) die Bürgerinitiativen haben das Gesicht der Kommunalwahlen verändert. Zudem verlieren ideologische Ansätze in der Politik zur Zeit an Bedeutung. Der Spielraum der lokalpolitischen Entscheidungen wird zwar von der Landespolitik stets eingeschränkt, aber es gilt den verbleibenden Spielraum zu nutzen. Das Interesse der Bürger ist es ihr Wohn- und Arbeitsumfeld zu gestalten und es zu verbessern. Das sind verkehrs-, umwelt-, schulpolitische und viele andere Themenfelder, die zu gestalten sind. Manche Wähler denken bei Kommunalpolitik immer noch an Kirchturmspolitik, weil die Themen und Diskussionen in den Massenmedien in der Regel nicht so zugespitzt werden und überregionale Bedeutung besitzen, wie die der Landes- oder Bundespolitik. Aber die Wähler verstehen heute mehr denn je, dass sie Einfluss auf Entscheidungen haben und wollen diese Chance auch nutzen. Die Parteien müssen heute auch ein breiteres Spektrum an Kandidaten aufstellen, damit verschiedene Wählergruppen angesprochen werden. Ferner müssen die Bürger frühzeitig in Entscheidungen mit eingebunden werden, wenn man sie für kommunale Großprojekte gewinnen will. Das Scheitern von Großprojekten schadet langfristig der Politik und/oder den Bürgern. Die Wahl und damit die Entscheidung liegt in der Regel die Bürger. Deshalb ist der Dialog und der gute gemeinsame Umgang zwischen den Bürgern und den Lokalpolitikern so wichtig. Wichtig ist es soviel wie möglich den Spielraum an politischen Entscheidungen vor Ort zu vergrößern. Dafür müssen auch gute und engagierte Kandidaten für den Gemeinderat sich finden. Diese Kandidaten zu finden, ist zugegebenermaßen nicht immer und überall leicht, gerade in ländlichen Raum, wo die Abwanderung von Hochqualifizierten besonders hoch ist. Wenn diese Suche nicht möglich ist, muss man nach Alternativen suchen. Früher gab es für den ländlichen Raum (Verwaltungs-)Ämter, die teilweise hauptamtlich Aufgaben erfüllten. Diese Ämter wurden aber im Rahmen der Gebietsreform aufgelöst. Teilweise haben die Ämter für Agrarordnung einige Aufgaben beispielsweise Dorferneuerungen, ländliche Siedlungen und Agrarstruktur übernommen, aber diese Ämter wurden jüngst aufgelöst und bei den Bezirksregierungen in Dezernate angegliedert.

Mittwoch, 30. April 2014

Große Gedanken schöpfen auf dem Land

In einem aufschlussreichen Essay hat der deutschstämmige US-Literaturwissenschaftler Hans Ulrich Gumbrecht, die Quellkraft der Provinz für das Denken vermessen. Ein jeder weiss: eine Metropole verliert ohne die Ideen der Zuwanderer aus der Provinz an Bedeutung. Ob Heidegger, der in seiner Schwarzwälder Berghütte oder andere Denker mit Refugium im ländlichen Raum, sie haben alle bedeutende Werke in einer ruhigen ländlichen Umgebung verfasst. Wie Gumbrecht zu recht schreibt: ,,Niemand traut der Provinz mehr große Gedanken zu. Dabei war sie für die deutsche Kultur einst der Ursprung der philosophischen Impulse''. Zudem bemerkt er, dass die besten Universitäten in den USA wie Harvard, Yale, Stanford und Princeton sich auf dem Land befinden und nicht in den großen Metropolen. Die abwertende Verwendung der Begriffe 'Provinz' und 'ländlicher Raum' haben höchstwahrscheinlich dazu beigetragen, dass dort die Kreativität und Schöpfungskraft abgenommen hat. Dies scheint sicher.

Dienstag, 29. April 2014

Herausforderungen des Lokaljournalismus

In einer ausführlichen Analyse werden die Herausforderungen des Lokaljournalismus dargelegt und die Entwicklung der Lokalblogs beschrieben. In drei Punkten werde die Gründe des Rückzugs der Lolakredaktionen aufgeführt und Szenarien der zukünftigen Lokalmedienstrukturen skizziert. Die Aussagen sind recht interessant. Es soll auch die vorherigen Beiträge zu diesem Thema hier und hier in diesem Blog hingewiesen werden.

Mittwoch, 23. April 2014

Freiwillige Soziale Jahr im ländlichen Raum

Seit 1954 gibt es in Deutschland das freiwillige soziale Jahr(FSJ), welches meist von Schulabsolventen, Jugendlichen und junge Erwachsenen unter 27 Jahren, abgelegt wird. Seit dem Wegfall des Bundeswehrdienstes und dem damit verbundenen Wegfall des Zivildienstes bzw. Arbeitskräfte im sozialen Bereich, wirbt die deutsche Regierung verstärkt in dieser Zielgruppe. Deutschland bietet auch die Durchführung des FSJ im Ausland an. Aber es gibt durchaus auch einen Bedarf im ländlichen Raum innerhalb der deutschen Landesgrenzen, hier ein Beispiel. Dort fehlen insbesondere Arbeitskräfte für die soziale Betreuung von sehr jungen und älteren Personen, aber auch Angebote auf dem kulturellen Gebiet, Denkmalpflege usw. sind dort Mangelware. Gerade für Helfer aus der Stadt mag das Leben und Arbeiten im ländlichen Raum eine wichtige Erfahrung sein, Zudem sind Sprachprobleme auch weniger zu erwarten. Die sozialen und kulturellen Träger auf dem Land sollte sich um mehr FSJ bemühen und für den Einsatz vor Ort werben.

Dienstag, 18. Februar 2014

Bahnunfälle im ländlichen Raum

In dem letzten vier Monaten häuften sich im Bahnbereich im Warburger Raum die Verkehrsunfälle. Man sollte denken, dass die Zahl der Unfälle zurückgehen würde, aufgrund der Umsetzung von höheren Sicherheitsstandards. Aber wo liegen hier die Fehler? Bei den automatisch geregelten Bahnschranken, die von heranfahrenden Zügen automatisch ausgelöst werden oder von den Überquerern der Bahnübergänge? Auffällig ist die Zahl der jüngeren Unfallopfer. Die Kinder unterschätzen die Gefahren im Verkehr. Hier zeigt sich, dass es Defizite in der Verkehrserziehung gibt. Aber auch die Zeitintervalle der automatischen Signalanlagen scheinen sehr kurz ausgelegt zu sein. Offensichtlich unterschätzen die Verkehrsteilnehmer die Zeit, die bleibt, um noch die Gleise zu überqueren. Fehler wie das Halten von Fahrzeugen auf den Gleisen oder mit dem Auto über die Gleise flüchten gehen überhaupt nicht. Diese Fälle scheinen grob fahrlässig zu sein, wenn es dafür keine Gründe gibt. Aber anderenorts gibt es ähnlich viele Fälle, was kein Trost sein soll, aber dort bemüht man sich Lösungen zu finden. Unterführungen und Überwege sind teuer im Bau und werden aufgrund des geringen Verkehrsaufkommens im ländlichen Raum vermieden. Wichtig ist daher die Sicherung von unübersichtlichen Stellen, wo Züge nur langsam an die Übergänge heranfahren dürfen und die Verbesserung von schlecht gesicherten Übergängen sowie eine gute Verkehrserziehung von Kindern und Jugendlichen.

Mittwoch, 5. Februar 2014

Neue Stromtrassen soll durch ländliche Gebiete führen

Die elektrische Energie, die mit der Windkraft in der Nordsee und in Norddeutschland produziert wird, soll auf sogenannte Stromtrassen nach Süddeutschland transportiert werden. Die Gleichstrom-Nord-Süd-Trasse wird zur Zeit geplant und soll durch ländliches Gebiet verlaufen. Von Wilster (SW) über Verden (Aller) Lehrte bei Hannover, Hildesheim, in südwestlicher Richtung Höxter, Warburg (NRW) und westlich Kassel (Hessen), weiter über Bad Hersfeld und Fulda nach Grafenrheinfeld (Bayern). Ein zweite Trasse soll von Brunsbüttel nach Großgartach (BW) verlaufen. In Bayern regen sich erste Proteste gegen den Bau dieser Trassen. Der Bayerische Ministerprädisdent hat schon ein Moratorium gegen den Ausbau von weiteren Stromtrassen gefordert. Die Masten sollen 60-70m hoch sein und verändern das Landschaftsbild. Die Trasse soll ein wichtiges Element der sogenannten Energiewende werden. Die Kosten werden auf insgesamt 10 Mrd. Euro beziffert. Eine Stromversorgung des ländlichen Raums oder eine Anbindung von lokalen Stromquellen (Windkraft und/oder Sonnenkollektoren (Photovoltaik)) durch 'Abfahrten der Stromautobahnen' ist nicht geplant. Mit den Bauarbeiten könnte ab 2016 begonnen werden und könnte 2022 abgeschlossen werden.

Ergänzungen: Es ist schon außergewöhnlich, dass zwei Ortschaften in einem Kreisgebiet genannt werden, durch die die Stromtrasse geplant ist. Die örtliche Politik wurde von den Betreiberfirmen nicht vorab befragt. Die Lokalpresse hat das Thema und die kontroverse Diskussion, wie es scheint, dankbar aufgegriffen. Hier gibt es einige Antworten auf allgemeine Fragen.

Dienstag, 4. Februar 2014

Wildwest Aktionen im ländlichen Raum

Vor kurzem hat der ehemalige Bundespräsident Christian Wulff Deutschland noch einmal Deutschland, aber auch die Schweiz, aufgefordert offen zu sein und sich nicht abzuschotten. Nun kann man zynisch sein und sagen: was nicht offen ist, wird halt offen gemacht. So wieder wie jüngst auf der Autobahn A44 Dortmund Kassel. Nachts wurde ein LKW, der eine Ladung von Computer-Tablets von den Niederlanden nach Tschechien transportierte, während voller Fahrt, wahrscheinlich zwischen Warburg und Kassel geöffnet und ausgeraubt. Etwa 130 ipads wurden gestohlen. Diese Art von Raub kennt man schon in Rumänien, Frankreich und Großbritannien. Dies ist eine neue Form der Kriminalität in Deutschland. Dies sind fast schon Wildwest-Methoden. Die Szenen kennt man aus Actionfilmen. Die Diebe mussten schon vor dem Transport und dem Fahrzeug sowie der Reiseroute erfahren haben. Normalerweise fahren diese Fahrzeuge mit kostbarer Fracht nie alleine. Möglich ist aber auch eine Beteiligung der Fahrer an dem Raub. Dies muss bei den Ermittlungen überprüft werden. Die Transportunternehmen sind vorgewarnt. Man weiß, dass diese Gegend ländlich und dünn besiedelt ist, folglich fahren nachts auf dieser Strecke nicht so viele Fahrzeuge. Die Polizei unternimmt zudem wenig Kontrollfahrten. Deshalb dürften es kaum Zeugen für diesen Diebstahl zu finden sein. Die Bürger in Deutschland haben wahrscheinlich wenig gegen Offenheit, aber mehr gegen die zunehmende Kriminalität und andere Nachteile, die mit dieser Art der Offenheit einhergeht. Seitdem die Grenzen offen sind, können Menschen aus anderen Staaten nach Deutschland kommen. Nicht alle reisen mit guten Absichten ein. Der deutsche Staat hat keine Mittel, aber offensichtlich auch kein Interesse, diese Entwicklungen zu verhindern. Nur wenn die Nachteile den nächsten Wahlkampf zur Sprache kommen, dann wird ein Aktionismus in Bewegung gesetzt. Dann werden beispielsweise ab und zu Straßenkontrollen durchgeführt, um den Bürgern mit Sicherheitsmaßnahmen zu beruhigen. Aber unter dem Schnitt bleiben die Betroffenen auf ihrem Schaden sitzen. Eine höhere Kriminalität bedeutet auch höhere Ausgaben für eine erhöhte Sicherheit und die muss der Bürger in Form von Steuern, Versicherungen und Investitionen in Sicherheitssyteme bezahlen. Es gibt mittlerweile selbst Nichtdeutsche, die eine kritischere Auswahl der Zuwanderung empfehlen. Es gibt leider auch Deutsche, die Zugereiste ausnehmen, beispielsweise als billige Arbeitskraft. Dadurch wird das Lohnniveau auch für viele deutsche Arbeitnehmer stetig abgesenkt. Auch hier kommt der Gesetzgeber seinen Pflichten nur mäßig nach. Die Einkommen sinken und die Steuern und Ausgaben pro Bürger steigen. Einige wenige profitieren von den Entwicklungen und die Unter- und Mittelschicht zahlt drauf. Dies kann nicht lange gut gehen. Deshalb sollte die Offenheit nur soweit gehen, wie die Mittel dafür reichen. Aber irgendwie fühlt man sich in eine Zeit zurückgeworfen, in der man als Reisender und Bewohner mehr als früher ausgeraubt wird und für die Fahrt (Reise) auch noch mehr Wegegeld zahlen muss. Dies nennt man heute Straßenbenutzungsgebühren (Péage, Vignette oder Maut). Offensichtlich dreht sich das Rad der Zeit doch zurück.

Donnerstag, 30. Januar 2014

"Was willste machen?"

"Was willste machen?" Dieser Ausdruck wird in Ostwestfalen (OW) gerne nach Erzählungen von scheinbar aussichtslosen Sachverhalten verwendet. In Berlin sagt man hingegen eher "alternativlos". Nun ja, die südlichere Region in OW hat auch nie gelernt, für eine Sache zu kämpfen, höchstens mit ein paar schrillen kritischen Tönen dagegen. Ein scheinbar aussichtsloser Sachverhalt ist der vor kurzem eingeführte neue Pastoralverbund. Drei Priester beackern Gottes Feld in 16 Warburger Gemeinden plus einigen benachbarten Siedlungen. Alles ist in Versammlungen mit Gemeinderäten einvernehmlich abgesprochen oder doch nur von oben durchgedrückt? Erst gab es drei Gottesdienste am Sonntag bzw. Samstagabend pro Ort. Dann ist ein Geistlicher krank geworden, dann gab es nur noch zwei. Die Gottesdienstzeiten wechseln auch immer wieder, anscheinend damit die Gläubigen die Lust verlieren, überhaupt noch in die Kirche zu gehen. Es ist sogar schon passiert, dass Pfarrer selbst die zugeteilten Gottesdienste vergessen. Die Pfarrer fahren von einem Gottesdienst zum nächsten. Zeit für Gespräche vor Ort mit den Gläubigen bleibt da nicht mehr. Unter Seelsorgedienst versteht man eigentlich etwas anderes. Aber auch während der Woche gibt es vor Ort keine Sprechstunden mit den Priestern. Nur bei Beerdigungen, Taufen und Hochzeiten bekommt man noch ein Gespräch mit einem Priester. Das Argument, dass es immer weniger Priesteramtskandidaten gibt und Nachwuchs fehlt, wird meist als Grund vorgeschoben. Aber die alten Priester im Ruhestand dürfen auch nicht immer einen Gottesdienst zelebrieren, wenn sie wollen, höchstens wenn sie sollen (nach Meinung der amtlichen Priester). Das Ganze ist in anderen Institutionen auch bekannt. Die Alten sollen zu keiner unliebsamen Konkurrenz werden. Die Bedürfnisse und Wünsche der Gläubigen werden der Politik und Philosophie der Leitungshierarchie untergeordnet. Was die Kirchenverantwortlichen noch nicht verstanden haben, ist, dass man die Seelsorger da einsetzt, wo sie gebraucht werden. Und dies ist weniger in der Verwaltung und bei Renovierungen, sondern da, wo die Gläubigen Unterstützung brauchen. In der Schweizer Kirche können auch Laien die Verwaltungsaufgaben übernehmen. Diese Veränderung bedeutet gewiss für die Priester auch Abgabe von einem Teil der Macht und Kontrolle. Es muss die Arbeit der hauptberuflichen Laien und auch der Ehrenamtlichen mehr geschätzt werden, was in den letzten Jahren zu selten geschah. Denn christliche Laien können durchaus gute Verwalter und Gestalter in der Kirche sein. Ob die Laienverantwortung in der Schweiz an der Nähe zu Rom liegt, darf man bezweifeln. Aber vielleicht sind die Schweizer einfach intelligenter? Deshalb muss man für mehr Seelsorge und mehr Nähe zu den Gläubigen und weniger Verwaltung und Macht plädieren. Analog dazu passt ein Werbespruch einer deutschen Wochenzeitschrift: Gute Taten, gute Taten, gute Taten und immer an die Gläubigen denken!

Sonntag, 5. Januar 2014

Bedeutet die neue Regierung auch gleich einen neuen Wind für den ländlichen Raum?

Seit Ende 2013 gibt es eine neue Regierung auf der Bundesebene. Es gibt auch einen neuen Bundesgesundheitsminister Gröhe. Er war zuvor Generalsekretär der CDU. Eine seiner ersten Ankündigungen ist es den Ärztemangel auf dem ländlichen Raum zu beheben. Dies ist von der Idee her, dem ländlichen Raum helfen zu wollen, lobenswert. Was sind nun seine Lösungsvorschläge? Zum ersten schlägt der Minister vor, Anreize für junge Ärzte zu schaffen, damit diese in den ländlichen Raum gehen. Man kennt ein ähnliches Modell bei der Bundeswehr: einen erleichterten Zugang zum Medizinstudium bei gleichzeitiger Verpflichtung einige Jahre dem Militär als Arzt zu dienen. Bei einer Ausbildung von 6 Jahren Studium und 5 Jahren Facharztausbildung, greift dieses Modell frühestens in 11 Jahren. Dieser Vorschlag soll sogar schon früher von zwei sogenannten Gesundheitsexperten vorgeschlagen worden sein. Ob diese Kandidaten auch gute Ärzte sein werden, steht auf einem anderen Blatt. Der Lösungsvorschlag ist vielleicht gut gemeint, klingt wenn man ihn kritisch interpretiert populistisch. Denn er löst nicht die heutigen Probleme. Zudem sollen Krankenhausärzte mehr ambulant arbeiten können, wenn Kapazitäten frei sind. Dies klingt auch gut gemeint. Aber es gibt da einen generellen Interessenskonflikt zwischen Ärztekammern und Krankenhäusern. Es bleibt de facto nur die Lösung die Patienten in die größeren Städte zu fahren. Dies schafft Arbeitsplätze bei den Taxiunternehmen. Oder ein alternativer Vorschlage dieses Blogs: Einige Ärzte aus den größeren Städten gehen für zwei Nachmittage pro Woche oder am Wochenende zur Vertretung in ländliche Ersatzpraxen, gewiss mit einer guten finanziellen Zulage. Dies wäre wahrscheinlich die bessere Lösung. Denn diese Ärzte sprechen mit den Patienten auch Deutsch, anders als der Vorschlag Ärzte aus anderen Ländern zu holen. Zudem müssen die Patienten nicht zur Behandlung reisen. Kapazitäten für deutsche Ärzte, die anderswo behandeln, gibt es. So werden auch deutsche Ärzte am Wochenende nach Großbritannien geholt. Diese Ärzte können mit gut bezahlten Wochenenddiensten in Großbritannien die finanziellen Verluste ihrer Praxen gegenfinanzieren. Ein anderes Modell bietet Frankreich mit den Infirmerien. Dort behandeln ausgebildete Krankenpfleger in ihren Praxen (=Infirmerien oder in Erste Hilfe Räumlichkeiten) erste leichte Notfälle und ersetzen den fehlenden Arzt auf dem Land bei der Behandlung von geringfügigen Krankheitsfällen. Die kleinen Aufgaben wie Verbandlegen und bei Erkältungen entlasten sie die Ärzte und die Kosten des Gesundheitswesen. Diese Krankenschwestern können die Patienten auch gleich in die Krankenhäuser und zum Facharzt überweisen. Im Prinzip sollte in jeder kleinen Siedlung, ohne medizinische Infrastruktur, ein Erster Hilfe Raum, der auch als Praxis von verschiedenen auswärtigen medizinischen Fachkräften, ob Ärzte, Krankenpfleger, Therapeuten usw. genutzt werden kann, eingerichtet werden. In Frankreich ist die ländliche Struktur noch stärker geprägt (64,6 Mio Einwohner auf 668.763 km² Fläche und 36,700 Gemeinden) als gegenüber Deutschland (80,5 Mio. Einwohner auf 357.121,41 km² Fläche, und 11,179 Gemeinden (2013) zum Vergleich: 24,468 (1964). Vielleicht würde dem ländlichen Raum mehr geholfen, wenn es wie früher oder wie in Frankreich mehr Gemeinden gäben würde? Aber dies wäre vielleicht zuviel neuer Wind.


Aktualisierung und Fortschreibung: Seit der Veröffentlichung dieses Posts wurde von dem NRW-Arbeitsminister die Empfehlung an die Patienten herausgegeben Englisch zu lernen, um besser mit den nichtdeutschsprachigen Ärzten während der Behandlung kommunizieren zu können. Dies hat zu heftigen und massiven Reaktionen geführt. Es ist höchstwahrscheinlich günstiger und effizienter, wenn diese Ärzte Deutsch lernen, als wenn Millionen von Patienten Englisch lernen. Insbesondere bei älteren Patienten wird das Fremdsprachenlernen schwierig. Mittlerweile hat der neue Bundesgesundheitsminister die monatelange Wartezeiten der Kassenpatienten für Termine bei Fachärzten kritisiert. Er will den Patienten zu rascheren Terminen beim Facharzt verhelfen. Wie er dies umsetzen möchte, darüber lässt er den Patienten im Unklaren. Aber das Problem ist schon lange bekannt, nur gelöst wurde es bislang noch nicht? Neue Fachärzte werden nicht so schnell ausgebildet, dass das Problem noch in dieser Legislaturperiode gelöst sein wird. Vielleicht sollte man das Arbeitsalter der älteren praktizierenden Ärzte anheben? Normalerweise sollten die Hausärzte in dringlichen Fällen beim Facharzt wegen der Terminvergabe intervenieren. Man muss wahrscheinlich ein Prioritätenmodell entwickeln, welches Akutfällen vor Routineuntersuchungen den Vorrang gibt. Ob die Minister auch unter einem Realitätsverlust leiden, wird sich erst zeigen, wenn die Probleme gelöst werden oder nicht. Medizinisch behandeln kann man den Realitätsverlust leider noch nicht.