Stat

Montag, 16. Juni 2014

Einzelhandelsversorgung im ländlichen Raum

Das Thema sterbende Dörfer erreicht mittlerweile auch Zeitungen, von denen man es gar nicht vermutet. Diese Entwicklung kann man nur loben. Aber es sollte als Effekt auch darum gehen, Problemlösungen zu schaffen. Im Prinzip sind dabei zuerst die Bewohner im ländlichen Raum gefragt. Aber da einige junge und ehemalige Bewohner dieser Ortschaften, meist gut ausgebildet, nun als Arbeitnehmer in den großen Städten wohnen, wären Patenschaftsprojekte zwischen Stadtgemeinden und kleinen Ortschaften im ländlichen Raum sinnvoll und hoffentlich nützlich. Ähnlich wie man es auch von Patenschaftsprojekten mit Gemeinden auf anderen Kontinenten kennt. Was den Zugang an Waren angeht, wäre es überlegenswert, ob Automaten für bestimmte Produkte nicht eine mögliche Lösung wären. So etwas gibt es schon für Grillwaren, damit die Metzger außerhalb der Ladengeschäftszeiten nicht von Kunden behelligt werden. Was hier möglich ist, sollte für andere Produktgruppen auch möglich sein. Gewiss ist ein mobiler Tante Emma Laden besser, wie hier in Neustadt bei Coburg, aber meist gibt es feste Standzeiten, die für Werktätige nicht so attraktiv sind.

2 Kommentare:

  1. Automaten für bestimmte Produkte können vielleicht eine materielle Notlösung sein für den Fall, dass im Vorratskasten etwas fehlt, was man gerade dringend braucht und man nicht mit dem Auto zum nächsten Laden fahren möchte. Der Tante Emma Laden ist mehr als nur ein Bevorratungszentrum. Er ist in einem kleinen Dorf ein sehr wichtiger sozialer Treffpunkt, bei dem man sich austauschen kann. Er strukturiert auch den täglichen Ablauf, ersetzt aber nicht den morgendlichen Gang zum Bäcker für die warmen Brötchen (die kämen übrigens kalt aus dem Automaten).
    Der mobile Laden hat eine ähnliche soziale Funktion wie ein Laden, hat aber den Nachteil, dass er nur zeitlich begrenzt im Dorf verfügbar ist. Die festen Standzeiten sind für Werktätige kein Problem. Wenn man im Dorf arbeitet, lässt sich der Gang zum mobilen Laden in den Arbeitsablauf einplanen. Befindet sich der Arbeitsplatz außerhalb des Dorfes, veilleicht gar in einer größeren Gemeinde, so lässt sich der Einkauf in einem Laden nach der Arbeitszeit bei der Fahrt nach Hause einplanen. Aber meistens sind es sowieso die nichtberufstätigen Frauen und Touristen, die man bei einem mobilen Laden trifft.
    Interessant ist übrigens die Zunahme des "Tauschhandels", sobald der letzte Laden aus dem Dorf seine Pforten geschlossen hat. Man hilft sich jetzt gegenseitig mehr aus. Fährt ein Bewohner zum Einkaufen in die nächste Stadt, dann klingelt er bei den Nachbarn und fragt, ob er etwas für sie mitbringen kann. Das gab es früher nicht, solange jeder noch bequem selbst zum Dorfladen gehen konnte.
    Was Patenschaftprojekte betrifft, bin ich skeptisch. Wie sollten die den konkret aussehen? In der Form einer Dépendance eines Betriebes? In Form eines Filiallädchens? Was wäre dazu der Anreiz, außer den alten Beziehungen des 'Emigranten' mit seinem Dorf?

    AntwortenLöschen
  2. Die sozialen Treffpunkte sind sehr wichtig, aber die Ladenbesitzer bekommen keine Aufwandsentschädigung für diese Sozialarbeit, die sie ja eigentlich leisten. Die Dorflädenkonzepte funktionieren nicht immer und an jedem Ort, obwohl man sie mehr fördern sollte. Aber es ist letztendlich eine Entscheidung der Bewohner, ob sie im Supermarkt der nächsten Stadt ihren Einkauf verrichten oder im Dorfladen. Da spielt auch der Einkaufspreis und das Warenangebot eine große Rolle.Einige Dorfläden wurden von ein paar Kleinunternehmern gleichzeitig in mehreren Ortschaften angemietet, die sie für einige Stunden am Tag öffneten, um dann zu nächsten zu fahren. Dies hat leider nicht immer funktioniert. Da die Nebenkosten zu hoch wurden und/oder auch kein guter Kontakt zu den Kunden aufgebaut wurde und/oder die Öffnungszeiten nicht eingehalten wurden bzw. zu oft wechselten. Die Betreiber müssen ein gutes Gespür entwickeln, welche Produkte gefragt sind und zu welchen Preis, der Kunde bereit ist diese zu erwerben. Nichts gegen mobile Läden, aber es ist auch nur eine Notlösung. Sie können auch nicht alle Produkte anbieten. Es gibt immer weniger Personen, die in kleinen Ortschaften arbeiten, deshalb kaufen die Pendler auf dem Weg zur Arbeit ein als am Wohnort. Ideal wäre natürlich ein Multifunktionsladen (Bäcker& Metzger mit Regionalprodukten, Poststelle, Cafe-Bistro, vielleicht noch Tankstelle usw.) an einer Hauptverkehrstrasse, um Durchfahrende als zusätzliche Kunden hinzu zu gewinnen und gleichzeitig im Ort gelegen. Aber heute gibt es eher Umgebungsstrassen und deshalb sind diese Geschäftslagen selten geworden. Die Idee der Patenschaften kann man später erläutern.

    AntwortenLöschen