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Donnerstag, 26. Juni 2014

Ist das Schützenfest nur ein Saufgelage?

Ist das Schützenfest nur noch ein Saufgelage? Ein sonderbarer Artikel aus einer Zeitung, die in der Hauptstadt produziert wird, wirft ein schlechtes Bild auf das benachbarte Sauerland und das Schützenfest (dazu an anderer Stelle oder in den Leserkommentaren des Artikels mehr). Ist die Aussage korrekt, dazu eine geschichtliche Erklärung: Ältere Leute erzählen gerne von ihren schönen Erinnerungen an frühere Schützenfeste, die nicht nur herrlich anzusehen, sondern auch angenehm zu feiern waren. Diese Feste stärkten die Ortsgemeinschaft und hatten etwas Erhebendes. Die Idee, dass jedes Jahr ein anderes Königspaar den ,Ort' regiert, was sie ja nur akklamativ oder spielerisch, ohne Wirkung oder Machtbefugnis, ausüben, ist, trotz des ernsten und notwendigen Hintergrunds der Bürgerwehr als Orts- und Landesverteidigung, eine fast demokratische Idee. Die älteren Bürger fanden die festlichen Kleider des Königspaares, des Hofstaates und der Festzugsteilnehmer, den Stil bei Tanz und Umzug erhebend. Abordnungen von Schützenvereinen aus Nachbarortschaften und das feierliche Protokoll geben den Teilnehmern und den Zuschauern das Gefühl einer königlichen Veranstaltung im kleinen Rahmen, beizuwohnen. Die Reden waren gut vorbereitet und sprachen, wenn sie gelungen waren, die Herzen der Bewohner an. Das Schützenfest war die Kulturveranstaltung im Ort und sollten es immer noch sein. Die Abende im Festzelt, dienten dem Tanz und der gepflegten Unterhaltung. Die neuen Kleider und die Änderungen waren bei den Damen beliebtes Gesprächsthema. Die Erneuerungen wurden diskutiert und zur hohen Kultur vor Ort erhoben oder verworfen. Man wähnte sich einem königlichen Hofe ganz nahe zu sein. Da musste man sich und da wusste man sich zu benehmen. Das Schützenfest ist eine rituelle Veranstaltung, bei der die Teilnehmer die hohe Kunst der Disziplin am Königshof üben. Gewiss wurde auch Bier und Schnaps getrunken, aber der Rahmen des Konsums war bescheiden, und das aus verschiedenen Gründen. Es gab wenig Bierleichen, kaum Gegröhle oder Prügeleien. Aber diese sind neue gesellschaftliche Phänomene, die auch in den Großstädten anzutreffen sind. Dort ziehen betrunkene Leute am Wochenende durch die Straßen der Kneipenviertel. Sie stören die nächtliche Ruhe an der Anwohner. Feste und Parties gerade solche wie Schützenfest oder große Feste, ziehen diese Personengruppe an. Das Problem besteht also nicht nur auf dem Land, sondern ist an allen Orten und international zu beobachten. Aus England kennt man dieses Phänomen schon länger.

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