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Samstag, 11. August 2012

Über die Wahrnehmung von ländlichen Ortschaften

,,Die Langeweile wird hier ab sofort abgeschafft''. ,,Wir sind modern und deshalb sind wir ab sofort auch im Internet (sogar Facebook/Twitter) vertreten.'' Wenn Aktive diese Art von Sprüchen, die zur Vorwärtsverteidigung gezählt werden, verwenden, berücksichtigen die Sprücheerfinder selten, dass diese Sprüche auch gewaltig nach hinten losgehen können. Denn sie verfestigen bzw. bestätigen negative Kritik, die vielleicht so nie aufgefallen wäre.
Negative Aussagen über kleine Ortschaften im ländlichen Gebieten kennt man. Die Bewohner müssen sich oft unberechtigte Kritik anhören. Sie können sich selten eloquent gegen diese Kritik wehren. Für die Gegenargumentation fehlt oft die Muße und Übersicht, Denn man kann die Kritikpunkte auch mal anders sehen. Für einen Fünfjährigen kann ein Trecker und Mähdrescher oder spielen in einem Bachlauf und in der Natur sowie im Wald spannender sein, als ein umzäunter Spielplatz in einer Großstadt. Für Mädchen können Tiere, je nach Alter beispielsweise Pferde ebenso interessant sein. Wenn die Jugendlichen den Schulabschluss erreichen, dann sind ''Nachbar´s Kirschen'', d.h. in diesem Fall die Stadt, wegen dem vielfältigerem Angebot und der Abwechslung manchmal aber nicht für jeden interessanter. Wenn die soziale Umgebung als Enge und Einschränkung empfunden wird, dann wird die Freiheit in der Fremde vorgezogen. Auch das Chillen auf den Bänken vor der Haustür kann für Jung und Alt interessanter sein als das Abendprogramm im Fernsehen, wenn zudem noch Nachbarn und Bekannte vorbeikommen. D.h. man ist vor allem selbst verantwortlich für die Attraktion und Unterhaltung vor Ort. Manche ländliche Orte organisieren eine Menge gemeinsamer Aktivitäten (Schützenfeste, Kirch- und Dorffeste, Nikolaus-Feier, St. Martinszug usw.). Analog zu dem angeblichen Zitat von dem ehemaligen Bundeskanzler Erhard gilt hier ''Kurzweil ist zu 50 Prozent Psychologie''. Aufgrund der geringeren Zahl an Bewohnern lässt sich die Stimmung auch schneller und einfacher ins Positive wenden. Eine gute Stimmung und ein positives Lebensgefühl ist sehr wichtig für jeden Ort. Dazu muss man die Nörgler und Miesmacher erst einmal neutralisieren. Was die Bewohner kleinerer Ortschaften vielleicht besser können, ist eine persönliche Bindung zu Verwandten, Bekannten, Freunden und Fremden aufzubauen und dann diese zu halten. Diesen Vorteil kann man auch für den ländlich geprägten Ort nutzen. Denn Besucher bringen Abwechslung und wenn sie zudem unternehmenslustig sind, etwas vermitteln und Neuigkeiten mitbringen können, profitieren die Bewohner vor Ort davon. Ein Ort wird nur von Außen profitieren können, wenn die Ortsbewohner Ressourcen binden und Leute anziehen. Wer auf neue engagierte Bewohner hofft, ohne sie anzusprechen und sie zu einbinden, der hat das Erfolgsprinzip noch nicht verstanden.

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