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Samstag, 16. November 2013

Besprechung der TV-Dokumentation: Noch sind wir da

Eine Fernsehen-Dokumentation zeigt das Leben im ländlichen Siedlungsraum im Wandel der Zeit, diesmal am Beispiel der Gemeinde Nieheim im Kreis Höxter. Die Aufnahmen entstanden im Winter, so wird der Zuschauer schon in ein trauriges Thema eingestimmt. Die Fakten der leerstehenden Häuser, der schließenden Geschäfte und Schulen, die vor Ort bleibende ältere Generation, sowie der Schwund von 80-90 Einwohner pro Jahr sind Tatsachen, die nicht zu leugnen sind. Aber die jüngere und mittlere Generation wie der heimatverbundende Landarzt, die Familie, in der die Frau Schülerbusfahrten durchführt, um eine Schulschließung zu vermeiden und ihr Mann am freien Tag Sportunterricht für Kinder Verein gibt, der engagierte Bürgermeister, der junge Leute zum Bleiben und zum Wiederkommen überzeugen will, zeigt auch, dass das Problem, wie auch dass der Überverschuldung der Kommune, verstanden ist und dass sie die Zukunft vor Ort gestalten will. Man möchte ihnen mehr Unterstützung außerhalb der Gemarkungsgrenzen wünschen. Wenn das Bundesland schon nicht ausreichend hilft, finden sich vielleicht Paten. Man hilft ja oft ehrenamtlich auch in anderen Ländern und Kontinenten. Auch der ländliche Raum muss weiterentwickelt werden. Was den Zuschauer beeindruckt und dies erinnert an Menschen von anderen Kontinenten, sind die trotz der schwierigen Entwicklung lächelnden und zufriedenen Einwohner, wie beispielsweise der Wirt und seine Cousine, die das letzte Kolonialwarengeschäft im hohen Alter vor Ort führt. Wenn man solche Nachbarn und Mitbewohner hat, dann kann man sich im Grunde glücklich schätzen. Die beiden Hauptherausforderungen sind, dass die Stimmung vor Ort nicht kippt und dass sich ausreichend neue Betriebe vor Ort ansiedeln. Letzteres würde die Abwanderung reduzieren und neue Bewohner in den Ort bringen. Man braucht gar keine Industrie oder Großbetriebe, als heilklimatischer Kurort ist dies auch gar nicht sinnvoll. Kleine mittelständische Unternehmen, aus diversen Branchen würden vorerst reichen. Was die Stimmung angeht, ist Nieheim mit dem Käsemuseum (eigentlich Teil des Westfalen Culinariums, welches auch Brot- Bier- und Schnaps-Museum beherbergen soll), dem Deutschen Käsetag sowie dem Sackmuseum, welches in der Doku nicht gezeigt wurde, kulturell gut aufgestellt. Die Kirchengemeinde und der Jugendraum bieten auch Veranstaltungen und Treffs, wie in der Doku gezeigt, für ältere Frauen und wahrscheinlich auch andere Zielgruppen an. Die Pralinen von der 92- jährigen Dame sind bestimmt auch eine lokale Attraktion. Manchmal können Dokumentationen, wie diese, die Leute motivieren sich noch stärker zu engagieren sowie Chancen zu nutzen und manchmal auch deprimieren oder fatalistisch werden lassen. Die ewigen Nörgler und Schwarzseher sollte man bei dem Wandel im ländlichen Raum nicht die Oberhand gewinnen lassen, denn diese entmutigen nur und verbrauchen die letzten Reserven der aktiven Gestalter. Letztendlich ist die Zukunftsgestaltung des ländlichen Raums, daran denkt man beim Anblick des Trikots des Bürgermeisters, wie ein Fußballspiel, d.h., man muss viele Chancen verwerten, wenig Tore kassieren und man braucht die Unterstützung der Anhänger (Fans) und Sponsoren. Gute Spieler müssen gehalten und angeworben werden, schlechte Spieler muss man ziehen lassen und wie eine Infrastruktur müssen das Spielfeld, das Station und das Image der Spielermannschaft gepflegt bzw. entsprechend umgebaut werden. Etwas zu kurz gekommen in der Dokumentation sind Diskussionen, die die lokalen Probleme und die möglichen Initiativen in der Gruppe besprechen und analysieren, wie dies in der Gruppe der Schulbusfahrerinnen teilweise stattfand. Denn wichtig ist es, von Erfahrungen und guten Initiativen anderer und Erfolgsmethoden zu lernen. Zumindest hat im November d.J. der historische Ratskeller in Nieheim wieder eröffnet, was erst nach den Aufnahmen der Dokumentation geschah. Jetzt kann es mit der Wirtschaft und der Stimmung in Nieheim nur noch bergauf gehen...

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